Benzodiazepine-Abhängigkeit: Das sollten Sie wissen

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Eine orange Tabletten-Packung mit Aufschrift Lorazepam liegt offen auf dem Tisch.
Ein Tabletten-Fläschchen mit Benzodiazepinen kann bei Angst- und Schlafstörungen helfen, macht aber auch leicht abhängig. © Tom Nevesely – stock.adobe.com

Benzodiazepine sind für ihr Suchtpotenzial bekannt. Die Substanzen gelten zwar als recht sichere Schlafmittel, sollten allerdings nur für eine kurzzeitige Schlaf-Regulierung verwendet werden. In zahlreichen anderen medizinischen Bereichen bleiben Benzodiazepine dennoch unersetzlich.

Dieser Artikel beleuchtet die Risiken und Folgen einer Langzeiteinnahme von Benzodiazepinen und gibt Empfehlungen für die sichere Anwendung und Behandlungsansätze bei Abhängigkeit.

Was sind Benzodiazepine?

Benzodiazepine gelten als Schlaf- und Beruhigungsmittel. Sie gehören zu einer Gruppe von Medikamenten, die häufig zur Behandlung von Angstzuständen, Schlafstörungen und anderen psychischen Erkrankungen eingesetzt werden. Ihre Wirkung beruht auf der Verstärkung des Neurotransmitters GABA im Gehirn, was zu Beruhigung und Entspannung führt. Diese Medikamente, oft als „Benzos“ bezeichnet, haben eine beruhigende, angstlösende und muskelentspannende Wirkung. Sie tragen wesentlich zur Linderung von Symptomen bei, die mit Angst und Schlafproblemen verbunden sind. Doch ihre Einnahme birgt auch Risiken, insbesondere bei langfristigem Gebrauch.

Was sollte man bei der Einnahme von Benzodiazepinen
berücksichtigen?

Bei der Einnahme von Benzodiazepinen ist Vorsicht geboten. Um das Risiko einer Benzodiazepinabhängigkeit zu minimieren, sollte die sogenannte 4-K-Regel beachtet werden. Diese Regel umfasst vier wichtige Empfehlungen:

  1. Eine klare Indikation für die Verschreibung
  2. Die Verordnung der kleinstmöglichen Dosis
  3. Eine kurze Anwendungsdauer und
  4. Ein schrittweises Absetzen des Medikaments.

Diese Vorgehensweise hilft, das Abhängigkeitsrisiko zu verringern und die Sicherheit der Patienten und Patientinnen zu gewährleisten.

Falls möglich, sollte man daher auf mögliche Alternativen zu Benzodiazepinen zurückgreifen.

Benzodiazepinabhängigkeit: Die Folgen einer Benzodiazepin-Langzeiteinnahme & das Fünf-Phasen-Modell

Die Langzeiteinnahme von Benzodiazepinen kann zu einer Abhängigkeit führen, die sich in verschiedenen Phasen manifestiert. Das Fünf-Phasen-Modell beschreibt diese Entwicklung: von den ersten Warnzeichen über die Apathie-Phase bis hin zur Abhängigkeit vom Konsum.

  1. Phase: Prodromal-Phase

In diesem frühen Stadium können erste Anzeichen einer Abhängigkeit auftreten, wie eine erhöhte Toleranz gegenüber den Medikamenten. Patienten und Patientinnen benötigen möglicherweise höhere Dosen, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Diese Phase ist oft subtil und wird leicht übersehen.

  1. Phase: Wirkumkehr-Phase

In der zweiten Phase beginnen die Medikamente, gegenteilige Effekte zu erzeugen. Anstatt Beruhigung und Entspannung zu fördern, können sie Unruhe und Angstzustände hervorrufen. Dies kann dazu führen, dass Patienten und Patientinnen ihre Dosis weiter erhöhen, um die unerwünschten Wirkungen zu bekämpfen.

  1. Phase: Apathie-Phase

In diesem Stadium entwickeln die Betroffenen eine emotionale Abstumpfung und Gleichgültigkeit. Sie können sich von sozialen Aktivitäten zurückziehen und ein vermindertes Interesse an Dingen zeigen, die ihnen früher wichtig waren. Diese Phase ist vor allem deshalb besorgniserregend, da sie tiefgreifende Auswirkungen auf das soziale und emotionale Leben der Betroffenen hat.

  1. Phase: Sucht-Phase

In dieser Phase ist die Abhängigkeit voll ausgeprägt. Die Betroffenen haben eine starke psychische und physische Abhängigkeit von den Medikamenten entwickelt. Sie können Schwierigkeiten haben, ihren Alltag ohne die Medikation zu bewältigen. Außerdem zeigen sie typische Suchtverhaltensweisen wie Kontrollverlust und fortgesetzter Gebrauch trotz negativer Konsequenzen.

  1. Phase: Intoxikations-Phase

In diesem Stadium leiden die Betroffenen unter schweren körperlichen und psychischen Symptomen. Sie können extreme Schwierigkeiten haben, ohne die Medikamente zu funktionieren, und sind einem hohen Risiko für gesundheitliche Komplikationen ausgesetzt. Diese Phase erfordert oft eine intensive medizinische und therapeutische Intervention.

Wer ist besonders von einer Benzodiazepine-Abhängigkeit gefährdet?

Bestimmte Personengruppen sind besonders gefährdet, eine Benzodiazepinabhängigkeit zu entwickeln. Dazu zählen ältere Menschen, Alleinstehende und Personen mit einer Vorgeschichte von Suchterkrankungen. Diese Gruppen sollten besonders vorsichtig sein bei der Einnahme von Benzodiazepinen und alternative Behandlungsmethoden in Betracht ziehen.

Ganzheitliche Behandlung der Benzodiazepin-Abhängigkeit

Die Behandlung einer Benzodiazepinabhängigkeit erfordert einen umfassenden Ansatz. Ein schrittweiser Entzug unter medizinischer Aufsicht ist entscheidend, um Entzugserscheinungen zu minimieren. Die Behandlung umfasst auch die therapeutische Aufarbeitung der Suchtursachen und das Erlernen alternativer Bewältigungsstrategien. In spezialisierten Kliniken wird ein individuell angepasster Behandlungsplan erstellt. Er trägt sowohl den körperlichen als auch den psychischen Aspekten der Abhängigkeit Rechnung.

Benzodiazepine-Entzugserscheinungen erkennen

Die Benzodiazepinabhängigkeit ist eine ernste Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Durch ein besseres Verständnis der Risiken und eine sorgfältige Medikation können jedoch viele negative Auswirkungen vermieden werden. Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, mit einer Abhängigkeit kämpft, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist nie zu spät, den ersten Schritt in Richtung eines gesünderen, medikamentenfreien Lebens zu machen.

Quellen:

  1. https://dassuchtportal.de/medikamentensucht/benzodiazepinabhaengigkeit/
  2. https://www.medikamente-und-sucht.de/behandler-und-berater/pharmakologie-und-behandlung/benzodiazepine
  3. https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/benzodiazepinabhaengigkeit/
  4. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/vom-wundermittel-zur-risikomedikation/

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