Ein Diabetiker fühlt sich müde und macht ein Mittagsschläfchen. Wenn er später aufwacht, wird er von Notärzten umgeben sein, die versuchen, seinen Blutzuckerspiegel zu erhöhen um zu verhindern, dass er ins Koma fällt. Der Krankenwagen ist auf ihn aufmerksam geworden, weil ein Sensor in seinem Körper ein Alarmsignal sendete. Die Ärzte sind rechtzeitig erschienen und konnten ihm ohne ein einziges Telefonat helfen. Der Tag ist gerettet.
Das ist eine Szene, die immer häufiger vorkommen könnte sobald The Internet of Things (IoT) sich endgültig in der Gesellschaft ausgebreitet hat. Ob man sie beruhigend oder beängstigend findet ist Meinungssache.
Was ist das IoT?
Das IoT beschreibt all das, was Potential hat, mit anderen Gegenständen oder Personen über das Internet zu kommunizieren. Der entstehende Datenstrom wird von Analytics interpretiert und Reaktionen werden ausgelöst. Dieses Phänomen ist nicht neu – eine der ersten rudimentären Formen dieser Technologien konnte man schon in Thermostaten beobachten. Bis jetzt wurden in solchen Technologien alle Daten an einer zentralen Stelle gesammelt. Beim IoT werden die Daten allerdings in sämtlichen Netzwerken verkehren. Entscheidungen können beim IoT auch ohne Menschen getroffen werden. Wie man sich das schon vorstellen kann, hat diese Technologie vermutlich große Auswirkungen auf den Gesundheitssektor.
Destabilisierung alter Geschäftsmodelle
Bis vor Kurzem wurde die Gesundheitsindustrie von internationalen Konzernen dominiert. Quereinsteiger oder kleine Fische gab es weniger. Mittlerweile kann jeder mit ein bisschen Kapital und einer guten Idee ein Startup gründen – sogar eins, das Gesundheitsprodukte anbietet. Als Folge wird die Industrie vermutlich immer mehr Kooperationen zwischen Startups und großen Konzernen hervorbringen. Viele dieser Startups sind Neulinge in Sachen Gesundheitsgesetze und Normen, was erstmal viel Innovation aber auch viel Unsinn mit sich bringen kann.
Mehr Automatisierung im Alltag
Programmierer versuchen ständig, Wege zu finden, um sich wiederholende Aktivitäten zu automatisieren. Die Medizin ist ein Bereich, in dem sich das besonders anbietet. Wir wissen alle, wie schwer es ist Tabletten immer wieder zu vorgegebenen Zeiten zu nehmen. Ein IoT System könnte Medikamentenautomaten herstellen, die daran erinnern, dass die nächste Tablette genommen werden muss. Sogar der Arzt könnte informiert werden – und zur Not eingreifen, wenn der Patient Medikamente zu lange nicht genommen hat.
Ebenso könnten sich Besuche im Krankenhaus verändern. Manche Krankenhäuser haben bereits “Smart Beds”, die sich den Bedürfnissen jedes Patienten genau anpassen. Das Personal könnte mit so einem System sogar den Überblick über offene oder belegte Betten behalten.
Diagnosen könnten umfangreicher werden
Aus dem IoT ist ein neuer Begriff entstanden: Der digitale Phänotyp. Dieser bezieht sich auf alle Faktoren, die Ihre Gesundheit beeinflussen könnten – von der Umwelt bis hin zu Gewohnheiten: z.B. Rauchen, Einkaufsgewohnheiten usw. Soziale Medien oder Kreditkartenabrechnungen können in einer solchen Welt zu Informationsquellen werden. Die Idee dahinter ist, dass der Arzt viel mehr Faktoren bei der Diagnose in Betracht ziehen kann als bisher. Diagnosen wären somit präziser.
Selbst bei einer so kurzen Liste wird schnell klar, dass das IoT sowohl große Vorteile, aber auch schwerwiegende Risiken trägt. Ein besorgniserregender Punkt ist hier der Datenschutz. Überlegt man nur, was ein Hacker machen könnte, wenn er Zugang zu einem Schrittzähler hätte, merkt man, wie ernst die Sache ist. In einem Zeitalter, in der immer mehr Daten in einer Cloud gespeichert werden, steigt die Gefahr, dass Böswillige Zugang zu diesen Daten bekommen und unermesslichen Schaden anrichten.
Die gute Nachricht ist, dass Mediziner bereits ein verschärftes Bewusstsein für Datenschutz haben und in der Vergangenheit im Großen und Ganzen verantwortungsbewusst damit umgegangen sind. Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass das IoT für alle Beteiligten Neuland ist. Sämtliche Cyber Attacken in Krankenhäusern wurden bereits gemeldet. Bis jetzt scheint die Polizei machtlos dagegen zu sein, zumal meistens “schützende” Gesetze erst dann entworfen werden, wenn viele Menschen bereits Opfer eines Problems wurden. Und dann ist es meistens schon zu spät.
Was ist Ihre Meinung dazu? Enthält das IoT mehr Vorteile als Risiken?