Der sehnliche Wunsch nach einer eigenen Familie ist ein natürliches Empfinden vieler Menschen, besonders wenn sie sich bereits in einer langjährigen Partnerschaft befinden. Hiervon sind auch homosexuelle Paare nicht ausgeschlossen. Dank Eingetragener Lebenspartnerschaft und größerer Akzeptanz in der Gesellschaft scheint dieser Traum ein Stück näher gerückt zu sein. In der Realität ist das allerdings nicht unbedingt der Fall. Homosexuellen Paaren werden zahlreiche Steine in den Weg gelegt. Für schwule Paare gestaltet sich die Realisierung dieses Traums noch schwieriger als für eine lesbische Lebensgemeinschaft.
Bei der Adoption von Kindern werden gleichgeschlechtliche Paare benachteiligt
Die erste Überlegung beim Kinderwunsch homosexueller Paare ist meist, ein Kind zu adoptieren. Doch die Nachfrage ist groß und die Wartelisten in Deutschland sind lang. Das deutsche Adoptionsrecht erschwert gleichgeschlechtlichen Paaren den Kinderwunsch zusätzlich. Schwule und lesbische Paare können Kinder nicht gemeinschaftlich, sondern nur als Einzelperson adoptieren. Verheiratete heterosexuelle Paare werden bevorzugt und besonders schwule Paare sehen sich dabei benachteiligt. Auch eine Auslandsadoption ist mit Hürden verbunden, wie z.B. die Altersbegrenzung, die von Land zu Land variiert. Abgesehen davon ist eine Auslandsadoption oft mit hohen Kosten verbunden. Viele schwule Paare lassen sich allerdings nicht vom hohen Zeitaufwand und den erheblichen Ausgaben abschrecken, um ihren starken Wunsch nach einem Kind zu erfüllen.
Als Pflegeeltern sind homosexuelle Paare sehr gefragt
Während homosexuelle Paare bei einer Adoption kaum Chancen haben, werden sie für den Job der Pflegeeltern wiederum stark gebraucht. Der Grund? Pflegefamilien werden in Deutschland seit Jahren dringend gesucht.
Zuvor müssen die Bewerber jedoch in einer monatelangen Vorbereitung beweisen, dass sie den Anforderungen als Pflegeeltern gerecht werden können. Persönliche Fragen sind zu beantworten und zahlreiche Formulare sind auszufüllen bis das Pflegekind endlich aufgenommen werden kann. Außerdem müssen auch die Herkunftsfamilien mit den Pflegeeltern einverstanden sein, denn die bestimmen weiterhin über ihr Kind. Deshalb finden im Vorfeld auch einige Treffen mit den leiblichen Eltern statt.
Die Aufnahme eines Pflegekindes kann allerdings dem Wunsch nach einem eigenen Kind nicht wirklich gerecht werden, denn eine natürliche Eltern-Kind-Beziehung ist auf diesem Wege kaum möglich. Die reale Situation ist vielmehr eine Beziehung auf rationaler Ebene zwischen dem Kind, den Pflegeeltern, den leiblichen Eltern, dem Jugendamt und weiteren Stellen. Je nach Art der Probleme der biologischen Eltern können die Kinder nach einer bestimmten Frist wieder zu ihnen zurückkehren. Bei unbefristeter Vollzeitpflege besteht jedoch für die Pflegeeltern die Hoffnung, ihr Pflegekind bis zur Volljährigkeit behalten zu dürfen.
Ein anderer Aspekt ist, dass Kinder, die aus der Herkunftsfamilie herausgenommen werden müssen, oft aus schwierigen Verhältnissen kommen und Vorbelastungen mitbringen. Dies stellt auch für die Pflegschaft eine besondere Herausforderung dar, die von schwulen Paaren inzwischen gerne angenommen wird – nicht nur als Ersatz für eine fast chancenlose Adoption.
Co-Elternschaft als postmoderne Familienform ermöglicht homosexuellen Paaren den Kinderwunsch
Bei einer Co-Elternschaft finden sich Erwachsene ohne Liebesbeziehung zusammen, um ein Kind zu bekommen und sich die Verantwortung und die Erziehung des Kindes zu teilen. Ob dieses Vorhaben auch entsprechend gelingt, ist wie bei jeder herkömmlichen Familienform nicht garantiert.
Dass sich Lesben und Schwule aus pragmatischer Vernunft zusammentun, um ein Kind zu zeugen, ist nichts Neues in homosexuellen Kreisen. Damit sich für schwule Paare der Wunsch nach einer Familie mit Kind erfüllen kann, treten sie mit lesbischen Frauen in Kontakt, um mit ihnen eine sogenannte Regenbogenfamilie zu gründen, in der alle Beteiligten gleichberechtigt an der Erziehung des Kindes mitwirken können oder dürfen.
Wunschdenken schwuler Paare ist allerdings oft, eine Frau zu finden, die ihnen das gemeinsame Kind zur Obhut überlässt und als Mutter selbst lieber die Besucherrolle übernimmt. Leider ist dies in der Realität jedoch eher die seltene Variante. Rechtlich betrachtet haben schwule Paare auch hier das Nachsehen. Sehr selten erklärt sich eine gute Bekannte bereit, ein Kind für ein schwules Paar auszutragen, aber auch hier verbirgt sich die Möglichkeit, dass unerwartete Muttergefühle einen Sinneswandel hervorrufen und die Mutter dem homosexuellen Paar nur eine stark eingeschränkte Vaterrolle erlaubt, denn die Rechte sind eindeutig auf ihrer Seite.
Wenn schwule Paare Kinder bekommen, liegt oft ein hürdenreicher Weg hinter ihnen
Obwohl unsere Gesellschaft gegenüber unkonventionellen Lebensformen mittlerweile durchaus aufgeschlossen ist, scheint die Gleichstellung von Schwulen in der Gesellschaft noch nicht angekommen zu sein. Immer noch sind viele skeptisch, wenn sich ein schwules Paar Kinder wünscht oder bereits eine Familie mit Kindern gegründet hat. Eine Lebensgemeinschaft aus Mann und Frau wird als geeignete Eltern viel eher akzeptiert, weil ihnen die biologische Fähigkeit gegeben ist, gemeinsam Kinder zu bekommen. Schwule Paare hingegen müssen sich ständig rechtfertigen. Aber eine gute, liebevolle Beziehung der Eltern, die dem Kind stabile Verhältnisse und Geborgenheit bietet, hängt mit Sicherheit nicht von der sexuellen Orientierung des Paares ab. Außerdem lässt sich beobachten, dass schwule Väter oft ein höheres Bildungsniveau haben und viel besorgter und einfühlsamer mit Kindern umgehen können.
Letztlich ist das Wichtigste für Kinder, dass sie Liebe erfahren und Verantwortung für sie übernommen wird. Und nicht zu vergessen ist ein weiterer entscheidender Vorteil: Sie sind auf jeden Fall Wunschkinder!