Natürliche und künstliche Farbstoffe sind heute in vielen Lebensmitteln enthalten. Obwohl es für ihre Verwendung eine Vielzahl guter Gründe gibt, hält sich ihr schlechter Ruf hartnäckig. Sie werden oft als unnötig, unnatürlich, sogar schädlich empfunden. Sind solche Vorurteile berechtigt? Arzttermine geht dieser Frage auf den Grund.
Warum werden Lebensmittelfarben verwendet?
Es gibt eine Vielzahl guter Gründe, Lebensmittel zu färben. Die kalte Beleuchtung im Kaufregal lässt manche Lebensmittel blass, grau und ungesund aussehen. Die Farbe soll das Lebensmittel ansehnlich und appetitlich erscheinen lassen. Oft bietet die Farbe auch Informationen über Inhaltsstoffe, Verwendung oder Geschmack. Die Himbeerlimonade zum Beispiel ist rosa gefärbt, die Zitronenlimo gelb etc. Ein weiterer Zweck kann auch darin bestehen, dass sich die verschieden eingefärbten Bestandteile besser voneinander unterscheiden lassen.
Sind Lebensmittelfarben ungesund?
Die meisten Lebensmittelfarben sind gesundheitlich unbedenklich. Vor allem die färbenden Pflanzenextrakte wie Rote Bete, Karotten oder Paprika sind sogar sehr gesund. Auch die künstlichen Farben, erkennbar an den E-Nummern, sind bei Einhaltung der zulässigen Dosis ungefährlich. Allerdings kommt es immer öfter zu Missbräuchen, indem zum Beispiel nicht mehr ganz frische Lebensmittel eingefärbt werden, um sie optisch „aufzufrischen“. Deshalb empfiehlt es sich, auch bei frisch aussehenden Produkten einen Blick auf das Verfallsdatum zu werfen.
Haben Lebensmittelfarben schädliche Nebenwirkungen?
Niemand zweifelt daran, dass eine gesunde Ernährung eine der wichtigsten Voraussetzungen für Gesundheit und Wohlbefinden ist. Umgekehrt wird bei manchen Gesundheitsstörungen ein ursächlicher Zusammenhang mit der Ernährung vermutet. Dabei kommen meist zuallererst die künstlichen Nahrungszusätze in Verdacht. Nicht nur persönliche Erfahrungen vieler Patienten, sondern auch fundierte Studien belegen, dass manche Zusatzstoffe, auch manche Lebensmittelfarben, Unverträglichkeiten und sogar Allergien auslösen können.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen ADS und Ernährung?
Seit mehreren Jahrzehnten wird vor allem bei Kindern eine Zunahme von ADS bzw. ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) beobachtet. Der Verdacht erhärtete sich, dass diese Zunahme unter anderem mit den veränderten Ernährungsgewohnheiten zu tun haben könnte. Lebensmittel werden nur noch selten direkt beim Erzeuger gekauft. Sie werden zunehmend zentral verarbeitet, was zu längeren Transportwegen und Lagerzeiten führt. Zudem kommen die Lebensmittel immer seltener unverarbeitet zum Verbraucher. Sie werden industriell gekühlt, tiefgekühlt, gereinigt, gelagert, verarbeitet, vorbehandelt, zubereitet und verpackt. Bei all diesen Vorgängen kommen immer wieder Zusatzstoffe wie zum Beispiel Konservierungsmittel, Verdickungsmittel und auch Farbstoffe zum Einsatz. All das verändert die Lebensmittel. Deshalb ist es naheliegend anzunehmen, dass hier eine der Ursachen für die Zunahme von ADHS liegt. Die Zusammenhänge sind allerdings so vielfältig, dass sich die Symptome nur schwer den einzelnen Zusatzstoffen zuordnen lassen. Außerdem spielen viele andere Einflüsse eine Rolle, wie zum Beispiel Essen unter Zeitdruck und Stress oder ungenügendes Kauen, was eine Zuordnung zusätzlich erschwert. Immerhin gibt es inzwischen fundierte Studien welche einen Zusammenhang zwischen Ernährung und ADS oder ADHS belegen. Inwieweit sich diese Feststellungen auf die Lebensmittelfarbstoffe beziehen lassen, ist jedoch nicht klar.
Können Lebensmittelfarben bei Kindern ADS auslösen?
Kinder lieben Farben. Die Limo kann nicht bunt genug sein, bunte Bonbons und andere Naschereien sind beliebt, und auch normale Lebensmittel wie beispielsweise Nudeln werden für Kinder in bunten Farben angeboten. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass Kinder besonders viele Lebensmittelfarben zu sich nehmen. Zudem sind sie gegen industriell verarbeitete Nahrung weniger widerstandsfähig als Erwachsene, sodass der Einfluss auf Kinder ganz besonders stark ist. Darin dürfte eine der Ursachen für die Zunahme dieser Symptome liegen.
Gesetzliche Bestimmungen
Angesichts dieser Befürchtungen hat der Gesetzgeber auf der Basis der heute vorliegenden Erkenntnisse Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, um die Verbraucher vor möglichen Gesundheitsschäden zu schützen. Deshalb wurden für alle Zusatzstoffe maximale Grenzwerte gesetzlich festgelegt. Zudem müssen alle Zusatzstoffe, und somit auch die Farbstoffe, auf den Verpackungen mit Namen und/oder E-Nummer deklariert werden. Die folgenden Farbstoffe gelten als besonders problematisch: Chinolingelb (E 104), Tartrazin (E 102), Gelborange S (E 110), Azorubin (E 122), Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129). Seit 2010 gilt deshalb die Vorschrift, dass auf der Verpackung eines Produkts, welches einen dieser Stoffe enthält, der folgende Warnhinweis aufgedruckt sein muss: „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen.“