Die Wissenschaft streitet sich, ob der Mensch nun Alles-, Pflanzen-, oder Fleischfresser sei. Ich beschloss meine eigene Versuchsreihe zu eröffnen und zu erforschen, welche Ernährung mir besonders gut tun würde. Eine fitness- und ernährungsbegeisterte Freundin gab den Anstoß und so kam ich dazu, den Ernährungstrend Paleo auszuprobieren.
Ich würde mich fortan also wie ein Höhlenmensch ernähren und meinen geliebten Käse außen vor lassen müssen. Bei dieser Ernährungsform wird nur auf Nahrungsmitteln zurückgegriffen, die es vermutlich bereits in der Altsteinzeit gab. So stehen vor allem Gemüse, Fleisch von Wildtieren, Fisch, Meeresfrüchte, Eier sowie Obst und Nüsse auf dem Speiseplan. Nicht dazu gehören also Milch und Milchprodukte sowie Getreide und Produkte aus Getreide wie Brot.
Überzeugt hatten mich vor allem Studien, die Hinweise lieferten, dass viele Krankheiten unserer heutigen Gesellschaft im Zusammenhang mit dem Verzehr von industriell verarbeiteten Lebensmitteln stehen. Am Anfang dieses Selbsttests fühlte ich mich schlapp und maulig und ließ mich belehren, dass dies wahrscheinlich vom Zuckerentzug kam, den mein Körper grade durchlief. Es hieß also durchhalten und nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Ich gab nicht auf und es wurde tatsächlich schnell besser. Das genaue Befolgen der Kochbuchanleitungen und der Verzicht auf so viele von mir geliebter Dinge strengten mich auf Dauer jedoch an. Die Zeit, mich von Sahnetorte und Co. zu verabschieden, schien für mich wohl noch nicht gekommen.
Bye Bye Fleisch!
Auch begann ich mit dem Gedanken zu spielen, Fleisch aus meinem Speiseplan zu streichen, ein wesentlicher Energie- und Eiweißlieferant in der Paleo-Ernährung. Bilder über Massentierhaltung setzten sich im Laufe der Jahre in meinem Kopf fest und die Frage, welche Verantwortung ich als Konsumentin hatte, wurde immer lauter. Ich beschloss, mich fortan nur noch mit ökologisch hergestelltem Fleisch aus artgerechter Tierhaltung zu ernähren und musste bald einsehen, dass mein Portemonnaie das auf Dauer nicht hergab. Ich beschloss Vegetarierin zu werden, also kein Fleisch, kein Fisch, keine toten Tiere in irgendeiner Form für mich. Studien der WHO-Behörde über die negativen Effekte des Fleischverzehrs bestätigten mich in meinem Entschluss. Das Internet war mir eine große Hilfe und so fand ich mich bald inmitten einer schier unendlichen Masse an gehaltvollen und geschmacklich exquisiten vegetarischen Rezeptideen wieder.
Bye Bye Käse?
Aber meine Bedenken in Bezug auf meine moralische Verantwortung Tieren gegenüber waren noch nicht getilgt. Denn auch bei dem Gedanken daran, wie zum Beispiel Milch produziert wird oder frisch geschlüpfte Küken dem Schredder entgegen rollen, kommt keine Freude auf. Nicht nur die ethischen Komponenten der Ernährung brachten mich zum Grübeln, auch die Tatsache, dass lang geglaubte Ernährungsweisheiten gar nicht stimmten, sondern nur einer guten Lobbyarbeit entstammten, schockierte mich.
Einer Studie der Harvard University zur Folge ist zum Beispiel Milch gar nicht so gesund, sondern kann im Gegenteil gesundheitliche Probleme fördern. Ich begann mich über Veganismus zu informieren und stellte fest, dass es gar nicht so unmöglich zu sein schien, wie ich dachte. Drogeriemärkte bieten mittlerweile allerlei vegane Produkte an, vom Milchersatz aus Hafer, Dinkel oder Mandeln bis hin zur veganen Leberwurst und der fleischfreien Soße Bolognese im Glas. Irgendwann gab ich mir einen Ruck und beschloss wenigsten für eine Weile vegan zu leben.
Schnell musste ich jedoch feststellen: beim Blick auf die Inhaltsangabe von vielen veganen Ersatzprodukten schleichen sich wieder Bedenken ein. So viele Zusatzstoffe können weder für mich noch für die Umwelt gut sein. Gerade der Verzicht auf industriell hergestelltes Essen hatte mich doch von der Paleo Diät überzeugt, da wollte ich nicht so viel Chemie essen. Wieder befragte ich das Internet, wieder wurde ich fündig und hatte eine riesige Auswahl an einfachen, leckeren veganen Gerichten aus regionalen Zutaten vor mir.
Das Problem war nur: ich hatte auch noch andere Dinge in meinem Leben zu tun als mich um meine Ernährung zu kümmern. Erst ein Rezept herauszusuchen, dementsprechend einzukaufen und dann auch noch nach Anleitung zu kochen, fand oft keinen Platz in meinem stressigen Alltag. So wurde es dann meistens Nudeln mit Tomatensoße, was mir auf Dauer nicht reichte.
Der gute Mittelweg
Ich sah ein: vegane Ernährung passt gerade nicht so gut. Endlich erhörte ich wieder die Rufe des Käses aus der Frischetheke und erfreute mich am einzigartigen Geschmack. Durch meine Reise durch die verschiedenen Ernährungsarten habe ich jedoch zu einer Ernährung gefunden, die für mich passend ist. Mittlerweile gibt es nur noch eine Regel für mich: ich esse alles, was ich möchte, das aber so bewusst wie möglich. Ganz gleich, was es ist und ganz egal wie stressig mein Tag ist. Mich für ein paar Minuten in Ruhe hinzusetzen und mich auf mein Essen zu konzentrieren, hat viel in meinem Leben verändert. Mein Körper sagt mir mittlerweile sehr deutlich, was er möchte und ich habe gelernt, zuzuhören. Tatsächlich möchte er meistens Obst und Gemüse, oft will er ein Käsebrot, manchmal Fisch und dann und wann ein fettes Stück Sahnetorte.