Vor 20 Jahren war einer der spießigsten Sätze, die man in einem Restaurant von sich geben könnte: “Entschuldigung, haben Sie Mandelmilch?” Das war eine Zeit, in der Laktose-Unverträglichkeiten nicht so verbreitet waren wie heute – beziehungsweise, eine Zeit, in der viel weniger Menschen diagnostiziert wurden. Heutzutage gehören Soja- oder Mandelmilch zum Standardsortiment in fast jedem Cafe. Dabei gilt es zu fragen, ob diese Alternativen eigentlich auch gesund sind. Und zwar nicht nur für den eigenen Körper: auch die Ökobilanz muss in Betracht gezogen werden.
Was ist gesund?
Vorweg muss in dieser Debatte der Begriff “gesund” erläutert werden. Wenn Menschen auf Nährstoffmängel bei Milchersatz hinweisen, gehen sie davon aus, dass man seinen gesamten Nährstoffbedarf im Normalfall mit Kuhmilch decken würde. Das ist sowieso nicht empfehlenswert. Des Weiteren ist der Verzehr von Milch eine kulturelle Angewohnheit, die nicht unbedingt ausschlaggebend für unseren Nährstoffbedarf ist.
Nichtsdestotrotz enthält herkömmliche Milch viele Stoffe, die der menschliche Körper braucht: zum Beispiel: Eiweiß, Fette und etliche Vitamine. Und selbst wenn Kuhmilch kein objektiver Standard darstellt, enthalten manche Alternativen so viel Zucker, dass sie letztendlich im Vergleich schlechter abschneiden.
Calcium ist König
Ein Bereich, in dem die Kuhmilch immer noch das Monopol innehat, ist in ihren Calciumwerten. Wer auf Kuhmilch verzichtet, sollte unbedingt dafür sorgen, dass er Calcium aus anderen Quellen bekommt. Dies lässt sich mit Haselnüssen, Grünkohl, Spinat, Brokkoli oder Hülsenfrüchten machen. Der Körper braucht vor allem Calcium, um den Knochenabbau zu entschleunigen, der ab dem 30 Lebensjahr stattfindet.
Sojamilch
Sojamilch ist wahrscheinlich die vergleichbarste Alternative zu Kuhmilch. Beide enthalten relativ viel Proteine und Fette. Laut der Gesundheute.com Seite befinden sich folgende Stoffe in der Flüssigkeit.
- Kalorien: etwa 40-50 kcal/100 ml
- Zuckergehalt: 2-4 g/100 ml
- Fettgehalt: etwa 2 g/100 ml
- Proteine: 3-4 g/100 ml
Sojamilch eignet sich demnach gut für Vegetarier und Veganer, sowie für Menschen mit einer Laktoseunverträglichkeit. Gesundheitlich gesehen würden nur Allergien dagegen sprechen.
Getreidemilch und Nussmilch
Die Herstellung von Nussmilch und Getreidemilchsorten funktioniert ähnlich. Die wirkende Substanz wird in Wasser gekocht, püriert und gesiebt. Hinterher entsteht eine weiße Flüssigkeit, die vom Geschmack her leicht an Milch erinnert. Sonnenblumen- oder Distelöl werden zur geschmacklichen Verfeinerung oft dazu gemischt. In der Getreidemilchproduktion spielt Fermentation eine wichtige Rolle, was bei Nussmilch in der Regel wegfällt. Ein weiterer Unterschied ist der vergleichsweise größere Fettanteil in Nüssen, der den Zusatz von Pflanzenölen überflüssig macht. Extra Zucker ist auch unnötig. Insofern enthalten Nussmilchsorten wenig Zusatzstoffe – abgesehen von ein paar Verdickungsmitteln, die die Trennung der Phasen verhindern soll.
Die Reismilch steht Aus Gesundheitsperspektive ganz unten auf der Liste. Sie enthält sehr viel Zucker, Kohlenhydrate und fast gar kein Eiweiß. Wer diese Milch trinkt, muss mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel rechnen, und langfristig mit einem erhöhten Diabetesrisiko.
Und die Umwelt?
Da gibt es viel zu bedenken. Erstens geben Kühe viele Gase von sich (darunter Methan, was 30 mal so schädlich für die Umwelt ist wie CO2). So gesehen wird Milchkonsum ökologisch immer fraglich sein. Auch Biomilch ist nicht ganz tadelfrei, denn Bio-Kühe brauchen größere Weideflächen und fressen mehr ballaststoffreiches, blähendes Futter.
Kühe aus konventioneller Haltung fressen dafür viel sojahaltiges Futter – was zu Urwaldabholzung und CO2 Emissionen führt. Der gleiche Punkt spricht übrigens gegen Sojamilch.
Dazu kommen Überlegungen zu Wasser. Manchen Schätzungen zufolge ist die Lebensmittelproduktion verantwortlich für bis zu einem Viertel des weltweiten Wasserverbrauchs. 1 Liter Milch bedarf bei der Herstellung ca. 1000 Liter Wasser – bei Biomilch werden hiervon ca. 15 Prozent gespart. Die Produktion von Sojamilch hingegen nimmt ca. 200 bis 300 Liter Wasser in Anspruch. Das liegt hauptsächlich daran, dass die eigentliche Milch an sich nur aus rund 10 Prozent Soja besteht.
Fazit
Alles in allem wird man keinen Schaden erleiden, steigt man auf Milchersatzprodukte um, vorausgesetzt, man vermeidet sehr zuckerreiche Optionen. Liegt eine Laktose-Unverträglichkeit vor, hat man schließlich auch keine andere Wahl. Allerdings gibt es bei der Suche eines Milchersatzes weitere Überlegungen wie z.B. umweltrelevante Fragen oder Inhaltsstoffe, die eine wichtige Rolle spielen können. Hier gibt es wie so oft kein Richtig und kein Falsch. Solche Faktoren muss jeder für sich mit seinem eigenen Gewissen und individuellen Lifestyle vereinbaren können.