“Mama, Papa…Ich bin Smartphone-süchtig!”

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Hilfe, ich bin smartphonesüchtig

Wir kennen alle die Erleichterung, die eine SMS auslösen kann; den Stolz, der mit einem viel-gelikten Facebook-Post verbunden ist; die Vorfreude, die folgender Satz auslöst : „[Namen des eigenen Partners hier einfügen] schreibt…”. Wissenschaftler berichten schon seit Jahren, dass solche Aktivitäten zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin beitragen. Nun wird allerdings klar, dass solche Situationen weitaus schwerwiegendere Konsequenzen haben können als bisher vermutet. Dies geht aus einer Studie von Nadine und Christian Wolf der Universitätsklinik Saarland hervor. Sie glauben, dass solche Impulse sogar Indikatoren einer Sucht sein könnten.

Wolf und Wolf kamen zu diesem Ergebnis während sie einen Herrn B. in ihrer Homburger Klinik behandelten. Der 38-jährige Mann, der an Depressionen gelitten haben soll, hatte seine Freundin vor seiner Ankunft mittels eines Smartphones für mehr als vier Stunden täglich akribisch kontrolliert. Da er immer sehen konnte, wann sie online war, wurde seine Eifersucht durch jede verzögerte Antwort aufs Neue entfacht. Schließlich wurde sein Verhalten so zwanghaft, dass er sich selbst in die Klinik einwies.

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Ob sein Verhalten offiziell als “Sucht” bezeichnet werden kann steht noch zur Debatte. Außer “Spielsucht” ist die sogenannte “Internetsucht” die einzige psychische Störung, die nicht mit einem physischen Suchtmittel assoziiert wird. Psychologen wie Wolf und Wolf glauben, Smartphonesucht sollte trotzdem einen Platz in dieser Liste bekommen. Laut der American Psychological Association bezeichnet eine Abhängigkeit einen Zustand, „den der Körper braucht, um physische oder psychologische Entzugserscheinungen zu vermeiden” – ein Kriterium, das eifrige Smartphonenutzer zu erfüllen scheinen.

Psychologen zögerten bis jetzt, die zwanghafte Smartphonenutzung als Sucht abzustempeln, da das Thema immer noch relativ unerforscht ist. Jüngste Berichte deuten jedoch darauf hin, dass sich dies bald ändern könnte. Im Jahr 2003 entwickelte eine Forschungsgruppe in Taiwan ein Smartphone-Sucht Protokoll – aus dem englischen „Smartphone Addiction Inventory (SPAI)” – das basierend auf der Skala der Internetsucht eine Liste von 27 Kriterien für eine Art Smartphoneabhängigkeit bilden soll. Allerdings wurde dieses Protokoll noch nicht international anerkannt.  

Die erste Studie mit einer europäischen Kohorte wurde 2015 in der Schweiz durchgeführt. Hierbei wurden 1,519 Studenten aus 127 Schulen auf ihre Smartphonenutzung untersucht. Bei fast 17 Prozent der Studenten wurde eine Abhängigkeit festgestellt. In der Studie wurde deutlich, dass das Problem bei Jugendlichen im Alter von 15 bis 16 Jahren stärker ausfällt als bei den Probanden, die älter als 19 Jahre alt waren.  

Allgemein wird App-nutzung zu einem beliebten Thema unter klinischen Forschern. Im Februar 2016 erntete der Suchbegriff „Smartphone” 2,053 Ergebnisse in einer PubMed Suche. Wolf und Wolf freuen sich über diese Entwicklung, denn sie glauben, die Symptome von Herrn B. repräsentieren einen allgemeinen Trend in der modernen Gesellschaft. Ein Trend, der ihrer Meinung nach weitreichende Folgen haben wird. Exzessive App-nutzung unter Kindern und Jugendlichen soll zu schlechten Noten in der Schule führen und wurde außerdem häufig in Kombination mit Panikattacken, Schlafstörungen und ADHS beobachtet.

Smartphonesucht soll allerdings nicht nur die Psyche beeinflussen: mittlerweile machen sich auch körperliche Konsequenzen bemerkbar. Unter Menschen, die sehr lange auf einen kleinen Bildschirm schauen, war Kurzsichtigkeit ein weit verbreitetes Problem. In Südkorea zum Beispiel – das Land mit der höchsten Verbreitung von Smartphones weltweit – sind bis zu 90 Prozent der jungen Menschen kurzsichtig.

Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein bis „Smartphonesucht” offiziell als Störung in psychologische Lexika eingetragen werden kann. Anders als bei Spielsucht oder Internetsucht ist die Nutzung von Smartphones nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Insofern kann die “Droge” überall genutzt werden, was ihr zerstörerisches Potenzial umso größer macht.  

Was ist Ihre Meinung dazu? Glauben Sie, dass Ihre Smartphonenutzung vielleicht bereits zwanghaft geworden ist? Wir würden gerne von Ihnen hören!

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