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Wetterfühligkeit: was ist dran?

Wetterfühligkeit: Ist was dran?

Nun ist es wieder soweit. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger und Sie haben eventuell jetzt schon weniger Lust auf Outdoor Aktivitäten. Intuitiv wissen wir alle, dass das Wetter unsere gute Laune schnell verderben kann, aber gibt es eine wissenschaftliche Begründung für diese Annahme? Anders gesagt: Gibt es chemische Veränderungen im Gehirn, die durch das Wetter ausgelöst werden?

SAD

Es ist kein Mythos. Ein Mangel an Sonnenlicht kann zum sogenannten Seasonal Affective Disorder (SAD) führen. Betroffen sind meistens Bevölkerungsgruppen, die die Zeit zwischen Oktober und April weit im nördlichen Teil der Welt verbringen (z.B. Skandinavien oder Kanada). Wenn der Körper zu wenig Licht bekommt, schüttet er Melatonin aus – ein Hormon, das uns schläfrig macht. Gleichzeitig produziert das Gehirn auch weniger Serotonin, ein Hormon, das allgemein für gute Laune zuständig ist. Alles in allem ist man im Winter also etwas trauriger und antriebsloser.

Aufwärmen

Kalte Temperaturen reduzieren tatsächlich die Geschicklichkeit unserer Hände. Dadurch haben wir auch weniger Kraft in unseren Muskeln und einen schwächeren Kreislauf. Zusammengerechnet können diese Veränderungen eine negative Auswirkung auf Ihre sportliche Leistung haben. Nicht ohne Grund empfiehlt man vor jeder Trainingseinheit Zeit fürs Aufwärmen – der Körper muss eine bestimmte Temperatur erreichen, bevor er sein volles Potential realisieren kann.

Tipp: Ein paar Minuten Dehnung (in Form von Yoga oder Pilates) können diesem Effekt entgegenwirken. Es lohnt sich also in der kalten Jahreszeit kleine Dehnübungen am Morgen einzuplanen.

Mahlzeit!

Die reduzierte Produktion von Serotonin kann dazu führen, dass Sie einen größeren Appetit verspüren. Genauer gesagt: Einen Heißhunger auf Kohlenhydrate. Das geht aus einer Studie hervor, die von Judith Wurtman – Autorin von The Serotonin Power Diet – durchgeführt wurde. Wurtman stellte fest, dass Kohlenhydrate depressive Menschen trösten können, da Sie die Serotoninproduktion anregen. Das Problem? Die Serotoninwerte sinken bereits nach ein paar kurzen Minuten wieder ab.

Tipp: Vermeiden Sie Lebensmittel wie Kartoffeln oder Brot während dieser Zeit. Stattdessen können Sie die Heißhungerattacken mit Gemüse wie Karotten oder Sellerie abwehren.

Hitze(un)frei

Nicht nur niedrige Temperaturen haben einen Effekt auf Ihr Gemüt. Extreme Hitze und außergewöhnlich viel Regen haben eine ähnliche Kraft. Studien haben erwiesen, dass Konflikte innerhalb einzelner Gruppen mit steigenden Temperaturen zunehmen. Ebenso ließ sich eine Verbindung zwischen Aggression und Regen herstellen – je mehr Regen umso mehr stritten sich die Probanden. Eine weitere Studie, in der verschiedene Frauen zu ihrer allgemeinen Zufriedenheit befragt wurden, kam zu einem ähnlichen Ergebnis. An regnerischen Tagen war es wahrscheinlicher, dass die Frauen ihre Umstände pessimistisch betrachteten als an sonnigen Tagen.

Dazu muss allerdings erwähnt werden, dass diese Forscher bisher lediglich eine Korrelation beobachtet haben – noch konnten Sie keine Kausalität beweisen.

Das Gegenbeispiel

Für die meisten von uns ist Frühling eine Zeit der Hoffnung und Freude. Doch überraschenderweise kann diese Jahreszeit unter depressiven Mensch auch Verzweiflung inspirieren. Dabei kommt es darauf an, ob man draußen oder drinnen arbeitet. Einer Studie zufolge kam Selbstmord im Frühling viel häufiger unter Arbeitern vor, die draußen ihren Arbeitsmittelpunkt haben. Unter Menschen, die allgemein drinnen arbeiten, war die Selbstmordrate im Sommer am höchsten.

Fazit

Das Wetter spielt vielleicht eine größere Rolle in unserer Gefühlswelt als wir denken. Das heißt jedoch nicht, dass wir Opfer meteorologischer Ereignisse sind. Wer sich gesund ernährt und ausreichend bewegt ist meistens in der Lage, die Umschwünge des Wetters gut zu überstehen.

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