Gewohnheiten unserer Vorfahren, die eigentlich sehr gesund waren

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Jede Generation bildet sich ein, an der Spitze der menschlichen Evolution zu stehen. Das kommt uns auch logisch vor. Wir haben schließlich den Luxus, auf die gesamte Geschichte zurückblicken zu dürfen, und können dabei Weisheiten aus jedem Zeitalter pflücken.

Naja, dieser Gedankengang würde stimmen, wenn wir tatsächlich auch Gebrauch von diesem angesammelten Wissen machen würden. Stattdessen werden unsere Gewohnheiten meist von den Moden und kulturellen Strömungen des Zeitgeistes vorangetrieben – während viele wirksame Einsichten auf der Strecke bleiben. Besonders traurig ist das im Bereich der Gesundheit. Da haben unsere Vorfahren viele Gewohnheiten gepflegt, die uns wohl bereichern würden, wenn wir nur Acht geben würden.

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Steinharte Muskeln

Egal wie viele Geräte wir uns anschaffen, oder wie viele zeitsparende Techniken wir entwickeln, unsere genetische Programmierung bleibt gleich. Wir sind Sammler und Jäger.

Nach Evolutionsmediziner, Frank Booth von der University of Missouri in den USA, hat diese genetische Tatsache eine wichtige Bedeutung für unsere Gesundheit. In der Steinzeit – sozusagen die Zeit, in der wir programmiert wurden – verbrachten die Menschen Tag für Tag athletische Höchstleistungen bei der Nahrungssuche. Alle, die nicht fähig waren dies zu tun starben aus. So entstand in unseren Genen ein biologisches Rüstzeug, das über die Generationen hinweg weitervererbt wurde. Es sorgt für eine optimale Gesundheit – aber nur, wenn wir uns täglich bewegen.

Anders gesagt: Homo sapiens können vieles überwinden … außer Stagnation. Heutzutage hingegen verbringen wir den Großteil unserer Zeit im Sitzen und im Liegen.

Dabei haben eine Vielzahl epidemiologischer Studien bestätigt, dass der aktive Lifestyle der Höhlenmenschen jede Menge gesundheitliche Vorteile haben kann. Wer sich täglich bewegt hat unter anderem ein verringertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle, Gedächtnisschwund, Depression, Diabetes und Fettleibigkeit.

Auch das Risiko für Brust- und Darmkrebs kann reduziert werden. Jeffrey Meyerhardt vom Dana-Faber Cancer Institute in Boston machte diese Feststellung während einer Studie mit 816 Darmkrebspatienten. Sie wurden alle operiert und erhielten Chemotherapie. Zwei bis drei Jahre später beobachtete Meyerhardt wie sehr sich die Probanden körperlich bewegten. Fazit: Die Menschen, die z.B. zwei bis drei Stunden pro Woche laufen gingen, hatten signifikant weniger Rückfälle.

Ähnliches war in einer Studie von Michelle Holmes im Brigham & Women’s Hospital zu erkennen. Mit einem Fokus auf körperliche Bewegung untersuchte sie die Krankheitsverläufe von 3000 Frauen mit Brustkrebs.

Wie bei Meyerhardts Studie wurde bald klar: Diejenigen, die drei bis vier Stunden in der Woche spazieren gingen, hatten ein 50 Prozent verringertes Risiko, an Brustkrebs zu sterben.

„Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen.

Auch in Sachen Ernährung haben wir häufig das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Und zwar nicht nur, wenn man uns mit Exemplaren aus der Steinzeit vergleicht. Auch im Mittelalter gab es einige Gewohnheiten, von denen wir noch lernen könnten.

Zugegeben: Auf den ersten Blick sind die Gewohnheiten wohl kontra-intuitiv. Laut einer Studie, die auf BBC Online erschienen ist, konsumierte damals jeder Bürger zwei ganze Brotlaibe, ein halbes Pfund Fisch oder Fleisch und eineinhalb Liter Bier täglich. Dazu kamen noch Bohnen, Rüben und Pastinaken. Alles zusammen entspricht das ca. 4000 Kalorien am Tag.

Wie schafften die Menschen es damals, nicht übergewichtig zu werden? Diese Antwort hat zwei Teile. Zum einen fehlten die üblichen zuckerhaltigen Lebensmittel, die wir oft zu uns nehmen: darunter Kuchen, Kekse, Schokolade und Mehlspeisen.

Zum Anderen war auch der Alltag im Mittelalter deutlich aktiver als jetzt. Die normale Arbeitszeit betrug knapp zwölf Stunden. In der Zeit verbrannten sie das meiste der Kalorien. Es ist also keine Überraschung, dass es damals viel weniger Diabetiker oder Menschen mit  Herz-Kreislauf-Erkrankungen gab.

Der moderne Mensch verbrennt hingegen rund 2700 Kalorien am Tag. Wir essen auch viel mehr fett- und zuckerhaltige Lebensmittel als vor einigen Jahrhunderten. Zudem ist der Anteil der industriell gefertigten Speisen stark gestiegen.  

Insofern stehen uns theoretisch alle Weisheiten voriger Generationen zur Verfügung. Wir nutzen sie nur nicht, weil neueste Technologien unser Leben so sehr erleichtert haben, dass wir gar nicht davon profitieren können. Ganz im Gegenteil.

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