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Haarerhaltende Chemotherapie

Frauenarzt/ Gynäkologe Dr. med. Valeska Laasch

Der Haarausfall (Alopezie) gehört zu den häufigsten Nebenwirkung der Chemotherapie und stellt für die Betroffenen, besonders für Frauen, eine starke Belastung dar. Ein neuer Forschungsansatz hat nun eine haarerhaltende Therapie zum Ziel und zeigt bisher, mit bis zu 80% Wirksamkeit bei den behandelten Patienten, gute Resultate. Mit Hilfe einer Kühlhaube soll die Kopfhaut gekühlt und damit weniger anfällig für Zytostatika werden. Die Therapie kann insbesondere bei Brustkrebs angewandt werden und wird mittlerweile von vielen onkologischen Einrichtungen angeboten.

Durch ein modernes Kühlsystem (DigniCAP-System) wird die Kopfhaut vor, während und nach der Therapie gekühlt. Auf diese Weise werden die unter der Kopfhaut liegenden Blutgefäße verengt, die für die Versorgung der Haarwurzeln verantwortlich sind. So gelangen weniger Zytostatika an die sich sonst aktiv teilenden Haarwurzeln, die damit unversehrt bleiben. Außerdem kommt es zu einer Herabsetzung des Stoffwechsels in der Haarwurzelzelle.

Das Kühlsystem besteht aus einer computergesteuerten Kontrolleinheit und einer Silikonkühlhaube. Die Haube ist mit einer Kühlflüssigkeit gefüllt, die durch die Kanäle der Kappe fließt und die Kopfhaut auf 4-6° Celsius abkühlt. Gleichzeitig wird in kurzen zeitlichen Abständen die Temperatur der Kopfhaut an verschiedenen Stellen gemessen um eine gleichmäßige und konstante Kühlung zu erreichen. Die Silikonhaube wird durch einen weiteren Überzug eng auf der Kopfhaut fixiert und die Haare werden zur besseren Kälteleistung vor dem Aufsetzen der Kappe angefeuchtet.

Durch ein spezielles Programm wird zu Beginn der Therapie die Temperatur der Kopfhaut innerhalb von etwa 20 Minuten von 37° Celsius langsam auf die Zieltemperatur von 4-6° Celsisus abgekühlt. Durch diesen langsamen Kühlungsprozess erfolgt eine problemlose und schmerzfreie Gewöhnung an die Kälte. Daraufhin kann mit der eigentlichen Chemotherapie begonnen werden. Nach der Behandlung wird die Kopfhaut noch weitere zwei Stunden gekühlt, um zu gewährleisten, dass die Medikamente nicht in die Blutgefäße der Kopfhaut gelangen. Die Behandlungszeit ist mit Kappe entsprechend doppelt so lang als ohne Kappe. Entgegen Befürchtungen wird auch nur die Kopfhaut, nicht jedoch etwa das Gehirn gekühlt und auch die Körpertemperatur bleibt normal.

Eine Indikation der Therapie ist bei Brustkrebs und anderen Krebsarten gegeben, allerdings nicht bei Leukämie oder Erkrankungen des Lymphsystems. Auch Funktionsstörungen von Leber und Nieren, Verletzungen oder Krankheiten der Kopfhaut und des Kopfes sowie klinisch manifeste Kopfhautmetastasen sind Gegenanzeigen für eine Behandlung mit DigniCAP.

Die Kosten für diese Behandlung müssen bisher noch vom Patienten selber getragen werden. Sie liegen pro Sitzung bei etwa 70 Euro, was ingesamt zu mehreren Hundert Euro führen kann und damit etwa den Kosten für eine gute Perücke entspricht. Wenn die laufenden Studien jedoch die bisherigen positiven Ergebnisse weiter bestätigen, werden hoffentlich auch die Kostenträgen sich auf Dauer dieser Leistung nicht entziehen können und diese in ihren Leistungskatalog aufnehmen müssen. 

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Bildquelle: © Adam Gregor | Fotolia.com

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