Ich kannte Johann meistens nur vom Sehen. Da wir einige gemeinsame Freunde hatten, wusste ich aber, dass er ein Hörgerät trug und merkte, dass er häufig relativ undeutlich sprach. Seine Aussprache war manchmal so schwer zu verstehen, dass ich davon ausging, dass seine Gehördefizite angeboren sein mussten. Eines Nachmittags kamen wir bei einem Grillen ins Gespräch und er erzählte, dass seine Geschichte doch ganz anders verlief.
Er liebte laute Musik und Clubs, meinte er. Mit Mitte 20 verbrachte er die meiste Zeit beim Feiern direkt vor den Lautsprechern. Diese Gewohnheit behielt er über Jahre hinweg, bis er langsam Hörverluste bemerkte. Nach einiger Zeit konnten die Ärzte einen permanenten Schaden feststellen. Heute kann er ohne technische Unterstützung wenig hören.
Johanns Geschichte hat mich schockiert. Klar, wusste ich, dass Lärm zu Hörverlust führen kann, aber, wie bei so vielen Themen im Leben, ist es eine eindrucksvolle Erfahrung, einen Betroffenen persönlich kennen zu lernen. Ich fing an mich etwas über Hörverlust zu informieren und fand heraus, dass unser Gehör viel sensibler ist als ich dachte.
Ist Hörverlust normal?
Irgendwann werden wir alle an Hörvermögen verlieren. Das gehört zum Altern. Ab dem 30. oder 40. Lebensjahr wird unser Gehör immer schlechter. Mit 80 werden bis zu 50 Prozent der Bevölkerung unter Schwerhörigkeit leiden.
Wie viele Dezibel sind zu viel?
Wer ständig über 85 dB an Lärm hört kann mit einem Hörschaden rechnen. Das entspricht ungefähr dem Geräuschpegel von dichtem Straßenverkehr. Ein Presslufthammer gibt ca. 100 dB von sich, das typische Rockkonzert zwischen 110-120 dB. Dieses Niveau kann auch leicht in Kopfhörern erreicht werden.
Was können die Konsequenzen von Lärmbelastung sein?
Hohe Lärmbelastung führt entweder zu temporären Hörschwellenverschiebung oder einem dauerhaften Hörverlust. Ist der Zustand vorübergehend, wird meistens eine Dumpfheit empfunden nachdem man lauten Geräuschen ausgesetzt war. In den meisten Fällen können die Ohren sich wieder regenerieren.
Permanente Hörschwellenverschiebung setzt meistens erst zwei Tage nach der Lärmbelastung ein. Wenn diese Belastung übermäßig und kontinuierlich anhält kann es auch permanent sein. Ebenfalls kann der Schaden unwiderruflich sein, wenn man kurzzeitig einen sehr hohen Geräuschpegel hört.
Behandlung
Entgegengesetzt der einschlägigen Meinung tragen Wattestäbchen wenig zur Reinigung Ihrer Ohren bei. Im Gegenteil: Oft entfernen sie den Schmutz nicht, sie schieben stattdessen den Schmutz nur weiter in den Gehörgang, was auch zu Hörverlust führen kann. Insofern sollte man als Erstes unbedingt sofort die Finger davon halten.
Ansonsten sind die besten Maßnahmen präventiv. Wer häufig in Diskotheken geht, sollte beispielsweise Ohrstöpsel tragen – diese sind dort längst nicht mehr verpönt. Menschen deren Arbeitsplätze sehr laut sind sollten sich Schutz in Form von “Noise Cancelling” Kopfhörer holen.
Liegt ein Hörschaden jedoch schon vor – und eine operative oder medikamentöse Behandlung ist nicht mehr möglich – dann bleibt ein Hörgerät als einzige Option. Wer sich Sorgen macht, kann bequem hier einen Termin beim HNO Arzt machen. Zum Glück sind moderne Hörgeräte fast unsichtbar und können Betroffenen ihre Hörfähigkeit zurückgeben. Die Technik ist vor allem darauf ausgerichtet die Sprachverständlichkeit wieder herzustellen.