Es gibt einen sehr interessanten Begriff, der häufig unter Ökonomen verwendet wird: Opportunitätskosten. Sie beziehen sich nicht auf die direkten Kosten, die beim Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung entstehen. Sie sind eher ein Ausdruck davon, was man verliert, wenn man auf die beste Alternative verzichtet. Umgangssprachlich spricht man auch von “Kosten der Reue” oder “Kosten entgangener Gewinne”. Folgendes Beispiel macht den Begriff besser verständlich: Stellen Sie sich vor, die Welt bestünde ausschließlich aus Tischen und Stühlen. In so einer Welt wäre der Preis von einem Stuhl nicht nur 20 Euro (oder wieviel auch immer er gerade kosten mag). Der Preis würde auch die Stühle einschließen, die man jetzt nicht kaufen kann, weil man sein Geld für den Stuhl ausgegeben hat. Anders gesagt: Jeder Stuhl ist ein Nicht-Tisch.
Opportunitätskosten helfen uns, viele Bereiche des Lebens zu verstehen. Bereiche wie Investitionen (wenn ich in etwas investiere, verzichte ich auf mögliche bessere Investitionen), die Liebe (wenn ich eine Person heirate, verliere ich ein Leben, dass ich mit jemand anderem hätte haben können) und sogar Zahnhygiene. Das Letzte kommt einem auf den ersten Blick etwas komisch vor, aber genau da ist es besonders einleuchtend.
Viele Erwachsene mit fehlenden oder kaputten Zähnen haben wenig Interesse daran, diese Probleme noch so spät im Leben zu korrigieren. Das ist natürlich verständlich, denn Zahnersatz kann in Deutschland sehr teuer sein – zumal gesetzliche Krankenversicherungen nur einen Bruchteil der Kosten übernehmen. Betrachtet man allerdings die Opportunitätskosten, wird klar, dass es viel teurer wäre, sie nicht behandeln zu lassen.
Was hat man von guten Zähnen?
Laut einer Studie der Virginia Commonwealth University in Richmond (USA) zahlen sich gute Zähne hauptsächlich durch unser „Image” aus. Die Studie wurde wie folgt aufgebaut: Forscher haben eine Gruppe Jugendlicher fotografiert und die Bilder nachträglich mittels Software so verändert, dass den Gesichtern entweder gerade oder schräge Zähne hinzugefügt wurden. Andere Teilnehmer mussten diese Gesichter im Anschluss betrachten und bewerten – einmal mit geraden Zähnen und einmal mit schrägen. Ihnen wurden Fragen gestellt, wie zum Beispiel: “Wie intelligent sieht diese Person aus? Wie viel Führungspotenzial hat er/sie?” Die Bilder auf denen die Jugendlichen gerade Zähne hatten, bekamen im Durchschnitt 10 Prozent höhere Bewertungen.
Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Forscher des Kings College in London. Sie bestätigen, dass Menschen mit gleichmäßigen, weißen Zähnen als intelligenter, beliebter und attraktiver eingestuft werden als solche mit schiefen und verfärbten Zähnen. Eine weitere Studie der Loma Linda University Kalifornien bestätigt in einem ähnlichen Vergleich, wie wichtig eine möglichst weiße Zahnfarbe ist.
Diese Ergebnisse sind besonders relevant bei Arbeitgebern. Da es bei einem Vorstellungsgespräch darauf ankommt Selbstbewusstsein, Intelligenz und Kompetenz auszustrahlen, haben Menschen mit gesunden Zähnen viel bessere Karten. Wie viel besser genau ist schwer zu messen, denn solche Ideen und Vorurteile beeinflussen unsere Entscheidungen meist nur unbewusst. Doch klar ist: Wer seine Zähne jetzt vernachlässigt, trägt später hohe Opportunitätskosten. Anders gesagt: man verliert dadurch die positiven Vorteile, die ein strahlendes Lächeln sonst mit sich bringen würde.
Manchmal lassen sich diese Opportunitätskosten konkret messen, und zwar in verlorenen Arbeitsstellen. Dies legt eine Studie der University of California nahe. Die Autorin, Susan Heyde, untersuchte 400 Menschen, die von staatlichen Sozialleistungen abhängig waren, um die Korrelation zwischen Arbeitslosigkeit und Zahnhygiene zu beobachten. 30 Prozent der Teilnehmer litten unter einem Zahnfleischrückgang, 85 Prozent fehlten ein oder mehrere Zähne und 85 Prozent hatten Karies. Ein Mann berichtete sogar, dass seine Frau sein Essen vorkauen müsse. Den Teilnehmern wurden anschließend kostenlose Leistungen angeboten. Bei Menschen, die diese Leistungen in Anspruch nahmen, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie anschließend einen Job fänden doppelt so hoch wie bei den restlichen Teilnehmern.
“Aber dafür ist es doch jetzt zu spät!”
Für viele Menschen ist der finanzielle Preis orthopädischer Behandlungen gar nicht das Problem. Das Stigma, das mit Maßnahmen wie einer Zahnspange assoziiert ist, ist eher das Abschreckende. Was sie aber nicht wissen ist, dass viele Zahnspangen heutzutage komplett unsichtbar sind. Das heißt, man muss nicht so viele Schmerzen oder peinliche Erlebnisse in Kauf nehmen. Es geht auch anders. Gerade für Personen in kundenorientierten Berufsfeldern ist eine herausnehmbare, unsichtbare Zahnspange also eine optimale Alternative.
Fazit
Wir leben in einer Gesellschaft, in der Zähne zum Statussymbol geworden sind. Ein weißes Lächeln steht für Intelligenz und Vertrauen während kaputte oder schlechte Zähne für Unehrlichkeit oder böse Absichten stehen (denken Sie nur an Disneys Hexen oder Mr. Burns von den „Simpsons”). Der Preis von Zahnersatz oder ähnlichen Behandlungen kann zweifellos sehr hoch sein. Die Opportunitätskosten wären allerdings viel größer.