An einem kühlen Morgen im März 2006 kam Justin Timberlake, damals Mitglied der beliebten Boyband namens Nsync, für ein Interview zum New Yorker Sender Z-100. Laut dem Bericht des Business Insider Magazins hat der Teenie-Star während des Interviews ein bisschen an seinem French Toast geknabbert, aber der Rest wurde stehen gelassen. Das nun symbolisch goldene Brot wurde anschließend geklaut und auf Ebay versteigert. Angeblich soll ein junges Mädchen $3,154 dafür bezahlt haben.
Vielleicht kann man diesen Moment als den Wendepunkt sehen. Der Punkt an dem alles, aber auch wirklich alles, online erwerblich wurde. Oder vielleicht erreichten wir diesen Punkt als Panzer mit wenigen Klicksaus Osteuropa erhältlich wurden. Oder in dem Moment als es möglich war, private Inseln zu kaufen ohne in einen Flieger steigen zu müssen.
Wann auch immer dieser Zeitpunkt erreicht wurde, klar ist, dass wir ihn längst überschritten haben. Heutzutage erwarten wir, dass alles online zu regeln ist. Trotzdem gibt es eine Gruppe von Fachleuten, die sich nur stöhnend und schleppend dieser Revolution hingeben: Ärzte. Sei es, weil sie denken, dass sie keine “Dienstleister” im wahrsten Sinne des Wortes sind, und deswegen die User-Erfahrungen nicht optimieren müssen. Oder vielleicht, weil sie generell kaum einen Mangel an “Kundschaft” erlebt haben und nie gezwungen wurden Abläufe zu verändern. Jedenfalls haben Ärzte lange gebraucht um ihre Termine online buchbar zu machen – länger sogar als manche Panzerhändler.
Eine 2016 veröffentlichte Befragung deutet jedoch darauf hin, dass Ärzte gar keine Option mehr haben. Eine Terminverfügbarkeit online spielt bei immer mehr Patienten eine so große Rolle bei der Arztsuche, dass “offline” Ärzte schlichtweg außen vor gelassen werden.
Die Forschung wurde in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Research Now zwischen dem 21. und 27. Juli 2016 durchgeführt und bestand aus 1.002 Teilnehmern. Für 55 % von den 25 bis 44-Jährigen war die Möglichkeit zur Online Terminbuchung relevant für ihre Arztentscheidung. 89 % wünschten sich diesen Service sogar explizit.
Ähnlich waren die Ergebnisse bei den 35 bis 44-Jährigen. Knapp die Hälfte (51 %) von ihnen bevorzugen einen Arzt mit Onlinebuchungen, unter 45-54-Jährigen waren es 37 %.
Der Onlinemarkt wächst stetig und beeinflusst die Patienten in verschiedenen Aspekten bei der Arztentscheidung. Sobald ersichtlich ist, welcher Arzt kurzfristig einen freien Termin hat – angenommen die Kompetenz ist vergleichbar – haben 62 % der Befragten bestätigt, dass sie daraufhin den Arzt buchen würden. Innerhalb der 62 % gibt es zwei Untergruppen. 20 % davon sagten, dass sie definitiv in einer solchen Situation wechseln würden. Die restlichen 42 % würden nur wechseln, wenn der andere Arzt einen kompetenten Eindruck macht.
Die wichtigsten Vorteile für Patienten waren, dass sie sofort sehen können, wann ein Termin frei wird (83 %). Für 79 % war es ausschlaggebend, dass sie unabhängig von Sprechzeiten ihre Termine vereinbaren können – selbst nach Feierabend oder am Wochenende. Das Vermeiden von Warteschlangen war für 70 % eine nützliche Eigenschaft. Und 56 % sahen einen Vorteil darin, dass sie sensible Telefongespräche dadurch umgehen können.
Einige Ärzte haben diese Trends im Markt erkannt und sehen zumindest theoretisch den Mehrwert für sich. Eine zweite Jameda Befragung unter 1.382 Ärzten stellte heraus, dass 61 % der teilnehmenden Mediziner folgender Aussage zustimmen: „Patienten sind heutzutage online und erwarten auch ihre Arzttermine online vereinbaren zu können“. Und jeder Dritte bietet jetzt schon seinen Patienten Onlinebuchungen.
So gesehen ist die Antwort auf die Frage: Kann ich meine Arztpraxis durch Onlinebuchungen von der Konkurrenz abheben? Ein eindeutiges: “Ja.” Da muss man jedoch noch hinzufügen: “Aber nicht mehr lange”. Bald wird es der Standard sein. In einer Welt in der „Promitoast“ schon online versteigert wird, müssen Ärzte einfach mitziehen.
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