Es gibt kaum ein medizinisches Thema, das so viel diskutiert wird, wie Impfungen. Gegner wie Befürworter sammeln Statistiken und Untersuchungen, treffen sich zu Veranstaltungen und Kongressen oder verbreiten Ihre Positionen im Internet. Das stellt auch Ärzte vor eine Herausforderung.
Die unterschiedlichen Informationen lassen viele Patienten mit Unsicherheiten zurück. Besonders Eltern wissen oft nicht, ob ihre Kinder geimpft werden sollten. Hinzu kommt die Frage, wie Sie sich gegenüber Patienten verhalten sollen, die anderer Meinung sind. Sollten Sie versuchen, diese zu überzeugen oder ist es besser die Meinungsverschiedenheit stehen zu lassen?
Die offiziellen Richtlinien zu Schutzimpfungen
Als Grundlage für die Impfentscheidungen von Medizinern gelten die Empfehlungen der ständigen Impfkommission (STIKO), die vom Bundesgesundheitsministerium berufen wird. Ihre Aufgaben sind relativ klar formuliert: Zum einen prüft sie, ob Impfstoffe wirksam und unbedenklich sind. Zum anderen wägt sie den Schutz für den einzelnen Patienten gegen den Nutzen für die ganze Bevölkerung ab. Auf diesen Grundlagen werden Impfungen für bestimmte Personengruppen empfohlen und in den Impfkalender eingetragen.
Auch die Bundesärztekammer und die Richtlinien für das öffentliche Gesundheitswesen im Sozialgesetzbuch orientieren sich an der ständigen Impfkommission. Die Weltgesundheitsorganisation konnte zudem beobachten, dass einige Erkrankungen, etwa Polio oder Pocken, in den letzten Jahren stetig zurückgegangen sind. Ihre Hoffnung ist, durch die Schutzimpfungen einige Krankheiten komplett aus den Statistiken zu verbannen.
Für Ärzte sind die Anweisungen und Empfehlungen damit klar und eindeutig formuliert.
So sehen Impfgegner das Thema
Das Interesse an Gesundheitsthemen nimmt stetig zu. Patienten möchten nicht mehr einfach der Aussage Ihres Arztes vertrauen, sondern informieren sich selbst zur aktuellen Forschung und den Entwicklungen. Dazu gehören auch Impfungen. Diese neue Mündigkeit kann für Mediziner an vielen Stellen ein Vorteil sein und etwa das Vertrauen fördern. Manchmal stellt sie Sie aber auch vor Herausforderungen.
Impfgegner haben sich meist ausführlich mit dem Thema beschäftigt. Dabei machen Ihnen vor allem die Nebenwirkungen der Impfstoffe Sorgen. Sie zweifeln oft daran, ob der Schutz wirklich wichtiger als die unmittelbaren Folgen ist. Eine typische Frage ist etwa: „Sollte ein Kind gegen Masern geimpft werden, wenn die Symptome der Krankheit den Nebenwirkungen stark ähneln?“
Zudem zweifeln viele Impfgegner an der Sicherheit der empfohlenen Stoffe. Da diese von unterschiedlichen Pharmaunternehmen hergestellt werden, die sich damit unter anderem finanzieren, sind sie unsicher, was diese beinhalten. Sie vermuten, dass die Unternehmen günstigere, eventuell nicht ideale Inhaltsstoffe verwenden, um mehr Geld zu verdienen.
Neben diesen eventuell nachvollziehbaren Gründen finden sich besonders im Internet noch viele weitere Theorien, die für Mediziner und Wissenschaftler schwer zu verstehen sind. So konnte bisher jeder Zusammenhang zwischen Autismus und Impfungen widerlegt werden. Die Ansicht hält sich aber weiterhin hartnäckig.
Wie können Ärzte damit umgehen?
Als Arzt haben Sie eine feste Meinung zu Schutzimpfungen und sollten diese auch vertreten. Denn im Arzt-Patienten-Verhältnis sind Sie der Experte, der seriöse und unseriöse Quellen am besten unterscheiden kann. Gleichzeitig sollten Sie die Sorgen und Ängste Ihrer Patienten auch ernst nehmen. Fragen Sie konkret nach, warum Ihr Gegenüber dieser Meinung ist. Versuchen Sie, Bedenken zu zerstreuen, und legen Sie aussagekräftige Zahlen und Studien vor, die Ihre Ansicht untermauern. Kommt es häufiger zu Nachfragen wegen Impfungen können Sie auch Informationsmaterial bereitlegen.
Dennoch kann es hin und wieder vorkommen, dass ein Patient Ihrem Rat nicht folgen möchte. Oft hat das keine weiteren Auswirkungen auf das gemeinsame Verhältnis und Sie können diesen weiter betreuen. Haben Sie aber das Gefühl, dass das Vertrauen auch bei anderen Themen zerstört ist, können Sie ihm aber auch Empfehlen, einen Kollegen aufzusuchen oder eine Zweitmeinung einzuholen.
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