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Die Telemedizin ist die Lieferung von gesundheitsrelevanten Dienstleistungen per Computer oder Smartphone. Es ist eine Branche, die mal als Zukunftsmusik galt. Mittlerweile ist die Telemedizin bereits auf dem Markt angekommen. Laut der Unternehmensberatung Roland Berger wird der Telemedizin-Markt bis 2020 weltweit von den aktuell 80 Milliarden Dollar auf mehr als 200 Milliarden Dollar expandieren.

In Deutschland gibt es schon Anzeichen dafür, dass Telemedizin hierzulande gut ankommen wird. Operationen, die von Spezialisten an anderen Orten unterstützt werden, können sich rund 48 Prozent der Bevölkerung für sich selbst vorstellen, so die BITKOM Studie. Eine Zweitmeinung im Ausland holen? Selbst das ist für 45 Prozent von ihnen denkbar.

Die Deutschen betrachten die Sache allerdings mit mehr Vorsicht, wenn es um die Überwachung des eigenen Gesundheitszustands geht. Akzeptabel ist dies für nur 31 Prozent der Befragten.

Trotzdem versuchen Hersteller immer mehr telemedizinische Versorgungsprodukte auf den Markt zu bringen. Diese Produkte sehen sie als einen geeigneten Weg, um Kosten zu senken und die Versorgungsqualität zu verbessern.

Telemedizin: die Zukunft beginnt jetzt

Seit der Verabschiedung des E-Health Gesetzes haben eHealth Startups auch gute Gründe zu glauben, dass Deutschland reif für die Telemedizin ist. Das Gesetz setzt sich als Ziel, die telemedizinische Versorgung voranzubringen. Das ist beispielsweise durch Online-Videosprechstunden möglich. Solche sollen demnächst zum Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen gehören. Darüber hinaus hat die Landesärztekammer Baden-Württemberg es möglich gemacht, in Zukunft Modellprojekte für innovative Patientenversorgung zu entwickeln. In solchen Modellen sollen Ärzte ihre Patienten ausschließlich über Kommunikationsnetze behandeln.

Weitere Entwicklungen, die am Horizont lauern sind u.a:

Ambulante Versorgung für Patienten in ländlichen Regionen

Telemedizin wird aktuell auch als möglicher Ansatz gesehen, um mit der zunehmend alternden Gesellschaft umzugehen. Während die Deutschen immer länger leben, steigt die Anzahl chronischer Erkrankungen. Das droht, Versorgungskosten in die Höhe zu treiben. Besonders in ländlichen Regionen gibt es bereits einen Ärzte- und Pflegemangel. In dieser Hinsicht birgt viel Potential in Telemedizin. Könnten beispielsweise Ärzte von einer Praxis in Hamburg aus diese Bewohner behandeln, könnte man hier ein Versorgungsdefizit schließen und gleichzeitig große Ersparnisse erzielen.

Die Einführung von Wearables

Wearables sind alle Geräte, die Patienten anziehen können, um Körperfunktionen zu messen oder mit der Außenwelt zu kommunizieren. Auch diese werden Behandlungsprozesse in der Zukunft stark beeinflussen. Das lässt sich am amerikanischen Startup Dr. Chrono beobachten. Mit diesem Wearable können Ärzte ihre Patienten an Termine erinnern. Außerdem können Ärzte fortlaufend Daten zum Gesundheitszustand des Patienten beobachten. Ohne die Patienten persönlich sehen zu müssen, können Ärzte solche Daten auswerten, verarbeiten und eventuell Therapieempfehlungen online übermitteln. Ähnlich funktioniert es mit Safewatch, ein Wearable, das rund um die Uhr die Vitalwerte kritischer Patienten beobachtet und gegebenenfalls Reaktionen initiiert.  

Vereinfachter Austausch von Informationen

Das E-Health Gesetz hat es möglich gemacht, dass Informations- und Kommunikationstechnologien sektorenübergreifend in der medizinischen Versorgung etabliert werden. Dadurch können Daten zwischen Praxen und anderen medizinischen Versorgern einfacher ausgetauscht werden. Das wird einerseits viele Prozesse beschleunigen. Andererseits wird es auch eine deutlich größere Investition in den Datenschutz benötigen. Je mehr und wichtiger die Datenmengen sind, die in den verschiedenen Kanälen verkehren, umso anfälliger werden sie auch für Angriffe böswilliger Gruppen.

Online-Marketing gewinnt an Bedeutung

Wenn Telemedizin wirklich Wurzeln schlägt, wird es unwiderruflich den Umgang von Ärzten mit Patienten verändern. Nicht nur mehr Interaktionen werden online stattfinden, auch die Suche nach neuen Ärzten wird zunehmend online ablaufen. Alleine, wenn man die Alterung der Gesellschaft betrachtet, wird dies offensichtlich. Jetzige Seniorengenerationen fühlen sich noch unsicher mit digitalen Medien. Nachfolgende Generationen von Senioren werden mit diesen Technologien allerdings vertrauter sein. Die unternehmerischsten Ärzte werden jetzt schon maßgeschneiderte Angebote schaffen, um diesen Gruppen zu dienen.