Wenn Sie Gulasch geraten haben, dann liegen Sie falsch. Der Grund, warum immer mehr Deutsche nach Ungarn fahren, ist eher auf das medizinische Angebot des osteuropäischen Landes zurückzuführen. Dort sind erstklassige Zahnbehandlungen für einen Bruchteil der Kosten im Heimatland zu bekommen – selbst wenn man Fahrtkosten und Unterkunft mit einberechnet. Es schadet natürlich nicht, dass das Land zusätzlich noch traumhafte Landschaften zu bieten hat. Dr Gelencsér, ein Zahnarzt in der ungarischen Kurstadt Hévíz, gibt seine Perspektive zum Trend.
Beim Besuch Ihrer Website fällt auf, wie international diese ausgerichtet ist. In welchen Sprachen können Sie persönlich Ihre Patientinnen und Patienten beraten?
Gelencsér: Deutsch und Englisch ist für mich persönlich kein Problem. Das Bildungssystem in Ungarn verlangt Kenntnisse in zwei Fremdsprachen. Dies ist insofern eine Voraussetzung, als dass man sein Diplom nicht erhält, solange die Sprachprüfungen nicht vorliegen.
Unser Patientenkreis beschränkt sich aber nicht nur auf die deutschsprachigen Länder. Die Kurstadt Hévíz und die Balatonregion ziehen viele Touristen an. Manche kommen zur Kur, andere machen hier Urlaub, aber es gibt auch Viele, die hier einen Zweitwohnsitz haben. Was die Herkunftsländer angeht, kommen die meisten aus Deutschland, Österreich und Südtirol. Belgien lässt sich auch vertreten, vereinzelt Franzosen und Niederländer. Deutschsprachige Patientenbetreuung ist nicht nur ein Muss, vielmehr eine Selbstverständlichkeit. Für die russischen und die Italienisch sprechenden Patienten stehen sprachbegabte Kollegen in unserem Empfangsteam zur Verfügung, aber die Zahnärzte sprechen selbstverständlich auch andere Fremdsprachen.
Wie viele Ihrer Patientinnen und Patienten kommen aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz?
Gelencsér: Die Zahl behandelter Patienten liegt bei mehreren Tausend im Jahr. Die Mehrheit kommt tatsächlich aus den deutschsprachigen Ländern, bzw. dem deutschsprachigen Raum, hierzu rechnen wir auch Südtirol. Die meisten Patienten kommen eindeutig aus Deutschland: etwa jeder Dritte ist Deutscher und jeder Zehnte aus Österreich. Die Schweiz steht knapp hinter Österreich.
Zur Zahnbehandlung ins Ausland zu reisen, bedeutet ja deutlich mehr Aufwand, als einfach im Heimatort zum Zahnarzt zu gehen. Denken wir nur an die Planung, sowie Fahrzeit und Fahrtkosten! Warum nehmen Ihre Patienten diesen Mehraufwand auf sich?
Gelencsér: In unserem Kurort Hévíz boomt der sogenannte Kurtourismus schon seit mehreren Jahrzehnten, daher sind andere medizinische Dienstleistungen auch nicht unbekannt für die Urlauber. Ein anderes Segment bilden diejenigen, die nach Einführung der freien Arztwahl 2004 die Kostenerstattung für medizinische Dienstleistungen in anderen EU-Ländern in Anspruch nehmen, und extra deswegen nach Hévíz fahren.
Befundsbezogene Zuschüsse bedeuten bei umfangreichen Zahnersatzplanungen enorme Ersparnisse, selbst wenn man Fahrt- und Unterkunftskosten dazu rechnet. Verblüffend mag sein, dass man selbst inklusive dieser Mehrkosten bis zu 50-60 Prozent sparen kann im Vergleich zu den heimischen Zahnbehandlungskosten. Heil- und Kostenpläne werden bei uns gratis erstellt und wenn dieser zusagt, steht bei uns eine Reiseabteilung zur Verfügung, die bei der Planung und der Organisation gerne behilflich ist. Zwischen den Behandlungsterminen können noch andere qualitative Dienstleistungen genutzt werden.
Ob das als Mehraufwand aufzufassen ist? Das ist eher andersrum. Wenn nämlich die Zahnbehandlungskosten im Durchschnitt mindestens um mindestens 60 Prozent niedriger sind, alles Organisatorische im Vorfeld auf Deutsch geleistet ist, und auch noch ein Urlaub mit drin ist, ist es eher ein Grund zur Freude. Zahnurlaub, aus dem man mit einem völlig neuen, schönen Lächeln heimkehrt.
Behandeln Sie ausschließlich in Ihrer Praxis in Hévíz oder bieten Sie auch Termine in anderen Orten und Kliniken an?
Gelencsér: Die Behandlungen erfolgen alle an unserer Zahnklinik. Wir sind aber bemüht, für Beratungs-, Kontroll- und eventuelle Nachbehandlungstermine ein stets wachsendes Netz an kooperierenden Zahnärzten und Zahnärztinnen anzubieten.
Dies halten wir für wichtig, denn für einen Heil- und Kostenplan oder für eine Kontrolle braucht man ja nicht unbedingt nach Ungarn zu fahren. Erst kann man sich gratis und unverbindlich ein Vergleichsangebot einholen, um wenn dies zusagt, Unterkunft und Fahrt planen und kalkulieren.
Mit wie vielen Behandlungsterminen müssen Patienten rechnen, die sich von Ihnen ein Zahnimplantat einsetzen lassen möchten? Genügt eine Reise nach Hévíz oder sind mehrere Fahrten nötig?
Gelencsér: Unsere Heil- und Kostenpläne sind deutschsprachig, und enthalten nicht nur die einzelnen Behandlungsschritte, sondern auch die Behandlungsphasen. Implantatbehandlungen sind generell zweiphasig, also zwei Fahrten.
In der ersten Behandlungsphase erhält man sein Zahnimplantat. Wenn es mehrere sind, muss man mit einem Aufenthalt von mindestens 4 Tagen rechnen: je ein Termin für die Implantate je Kieferhälfte. Das heißt, an dem einen Tag setzt man das oder die Implantat/e in den Ober-, am anderen Tag in den Unterkiefer ein. Nach einem Kontrolltermin am Folgetag kann man bereits nach Hause fahren.
Die zweite Phase nennt sich Einheilungsphase. Die Implantatkörper brauchen nämlich 3 Monate, bis sie mit den eigenen Knochenzellen fest verwachsen sind und belastet werden können. Bei Knochenersatz oder Sinuslift beträgt die Heilungszeit 4-6 Monate. Handelt es sich um ein Implantat mit einer Zahnkrone, ist die prothetische zweite Phase auch nicht länger als 4-5 Tage. Bei komplexeren Versorgungen muss man bei der zweiten Phase in der Regel mit 10 Arbeitstagen rechnen.