Der Einfluss der Hormone auf unser Leben ist enorm. Obwohl ihre Wirkung noch längst nicht genug erforscht ist, so gelten sie schon heute, neben den Genen und der Umwelt, als der Schlüssel zum Verständnis unseres Verhaltens und unserer Persönlichkeit, wie der Endokrinologe Martin Wabitsch in einem viel beachteten Zeit-Artikel deutlich macht. So ist es nicht verwunderlich, dass sie auch beim Altern eine herausragende Rolle spielen und die individuelle Wahrnehmung des Alterungsprozesses, ganz abgesehen vom tatsächlichen biologischen Alter eines Menschen, entscheidend mitprägen.
Wie nehmen die Hormone Einfluss aufs Älterwerden?
Verschiedene Hormone steuern den Alterungsprozess eines Menschen und leiten neue Lebensphasen ein. Wachstums- und Geschlechtshormone bedingen die körperlichen und psychischen Veränderungen in der Pubertät und ein Abfall der Östrogenproduktion im Körper leitet bei Frauen die Wechseljahre ein. Daneben spielen das Schlafhormon Melatonin, das durch seine Eigenschaft als Radikalfänger Alterungsprozesse verzögern kann, sowie das Hormon DHEA, das Libido und Wohlbefinden von Frauen steuert, eine entscheidende Rolle beim Altern. Das Gehirn gibt das Signal für die Produktion dieser Hormone, welche daraufhin körperliche und psychische Veränderungsprozesse in Gang setzen.
Das psychologische Alter eines Menschen
Viel wichtiger als das biologische Alter und die hormonellen Veränderungen, die es mit sich bringt, ist jedoch das psychologische Alter eines Menschen. Die Weisheit: „Man ist so alt, wie man sich fühlt“ bringt dieses Prinzip auf den Punkt und zeigt, dass die Wahrnehmung des Alterungsprozesses und seine Bewertung individuell sehr unterschiedlich sein können und nicht alleine an den Lebensjahren gemessen werden können. Doch auch das psychologische Alter wird, so hat die Wissenschaft inzwischen herausgefunden, entscheidend von den Hormonen mitbestimmt.
Die Rolle der Hormone beim Alterungsprozess
Neben den körperlichen Veränderungen, die den Alterungsprozess begleiten und von Hormonen bestimmt werden, nehmen die Hormone auch entscheidenden Einfluss auf psychische Faktoren wie Zufriedenheit, Aufmerksamkeit und Aktivität. So sind sie mitverantwortlich dafür, wie wir den Alterungsprozess erleben und verarbeiten. Sie können dafür sorgen, dass Lebensfreude, Vitalität und Dynamik trotz fortschreitenden Alters erhalten bleiben, aber leider auch das Gegenteil bewirken. Regulationsstörungen im Melatonin-Haushalt führen beispielsweise zu Schlafstörungen, die nicht nur dafür sorgen, dass wir uns alt fühlen, sondern uns auch alt aussehen lassen. Auch das Östrogen, dessen Konzentration im weiblichen Körper mit fortschreitendem Alter abnimmt, schenkt uns neben einer straffen und jugendlichen Haut eine ausgeglichene Libido, während ein Mangel zu depressiven Verstimmungen führen kann. Ebenso hat ein Mangel des Hormons DHEA einen negativen Einfluss auf unsere Stimmungslage und führt zu trockener Haut.
Hormone in den Wechseljahren
Besonders in den Wechseljahren bekommen Frauen diese Diskrepanz deutlich zu spüren: Denn während sie sowohl beruflich als auch privat mitten im Leben stehen, vor Lebenskraft und Tatendrang strotzen und längst noch nicht ans Alter denken, leiten die Hormone Veränderungen im Körper ein, die meist störende Begleiterscheinungen mit sich bringen. Denn wer hat schon Lust auf schlaffe Haut, Fettpölsterchen und depressive Verstimmungen?
Wie kann auf den Hormonspiegel Einfluss genommen werden?
Während wir auf die anderen Schlüsselfaktoren unseres Lebens, die Genetik und die Umwelt kaum Einfluss nehmen können, ist unser Hormonspiegel immer auch von unserem Lebensstil und unserem individuellen Verhalten mitbestimmt. Denn Hormone und Psyche stehen in einer Wechselbeziehung zueinander und beeinflussen sich gegenseitig. So kann zum Beispiel durch sportliche Betätigung, Singen oder ein Stückchen Schokolade die Ausschüttung des Glückshormons Serotonin herbeigeführt werden. Ein Spaziergang im Sonnenschein führt zu einem niedrigeren Melatoninspiegel im Körper und so zu erhöhter Wachheit und Aktivität. Auch die therapeutische Gabe von Medikamenten, die den Hormonhaushalt beeinflussen, hat sich in vielen Bereichen bewährt gemacht. Die Antibabypille wirkt durch ihren Einfluss auf den weiblichen Hormonstoffwechsel empfängnisverhütend und auch Antidepressiva führen zu chemischen Prozessen im Gehirn, die den Hormonspiegel positiv beeinflussen können.
Die Steuerung hormoneller Alterungsprozesse
Warum also nicht auch andere hormonbedingte Prozesse im Körper wie zum Beispiel das Altern durch behutsame Eingriffe in den Hormonstoffwechsel positiv beeinflussen? Denn wo das Alter früher mit all seinen Begleiterscheinungen als unveränderliches Schicksal akzeptiert werden musste, sind Frauen heute häufig nicht mehr bereit, die negativen Konsequenzen des Alterns schicksalsergeben hinzunehmen. Denn das Alter kann zwar nicht aufgehalten werden, aber die Steuerung hormonaler Alterungsprozesse kann bewirken, dass das psychologische Alter und das biologische Alter wieder besser zueinander passen und so auch das Wohlbefinden deutlich zunimmt. Denn schütteres Haar, schlaffe Haut und Fettpölsterchen, die durch altersbedingte Hormonumstellungen bedingt sind, lassen uns nicht nur älter aussehen, sie passen auch nicht zu unserem Lebensgefühl und unserem subjektiven Alter.
So alt sein, wie man sich fühlt – und auch so aussehen
Möglich ist es also, durch Lebensstilveränderungen und gezielte medikamentöse Eingriffe in den Hormonstoffwechsel sowohl die äußeren Anzeichen des Alterns als auch psychologische Effekte positiv zu beeinflussen. Denn so wie Frauen heute beruflich und privat alles unter Kontrolle haben, möchten sie sich nicht von negativen Begleiterscheinungen hormoneller Veränderungsprozesse in ihrer Lebensfreude und ihrem Tatendrang einschränken lassen. Denn nicht unsere Hormone, sondern allein wir bestimmen, wie alt wir uns fühlen!