Die plötzliche Erkältung oder der störende Reizhusten, der nachts wachhält: Es gibt viele Situationen, in denen man die Gesundheit möglichst schnell wieder aufpäppeln will. Eine homöopathische Hausapotheke kann helfen – doch was gehört hinein und was ist unter Bezeichnungen wie C30, D12 und Co. zu verstehen?
Potenzierung: Das steckt dahinter
Die praktischste Variante für die homöopathische Hausapotheke sind Globuli. Auf den Flaschen der kleinen Kügelchen finden sich stets Kombinationen aus einer Zahl und einem Buchstaben: Sie geben die „Verdünnung“ des eigentlichen Wirkstoffes an.
In diesem Prozess wird der Urstoff mit Alkohol und Wasser verdünnt. Der Buchstabe beschreibt das Mischverhältnis und die Zahl gibt Auskunft, wie oft der Verdünnungsprozess wiederholt wurde. Die gängige Potenzierung D6 bedeutet beispielsweise, dass der Wirkstoff sechsmal im Verhältnis 1:10 potenziert wurde. Für akute Beschwerden eignen sich Potenzen von 6 bis 12.
Die Buchstaben können sich auch auf die Herstellungsart beziehen, denn neben der Verdünnung mit Flüssigkeiten werden homöopathische Mittel auch durch händisches Verschütteln und Verreiben hergestellt. Grundlage der Herstellung ist dabei immer das Homöopathische Arzneibuch (HAB).
Die kleine homöopathische Hausapotheke: Was zu beachten ist
Homöopathische Mittel können zweifellos sehr praktisch sein, wenn es schnell gehen muss mit Schmerzlinderung, Fiebersenkung etc. und die nächstgelegene Apotheke schon geschlossen hat. Allerdings gilt auch: Nicht jedes Leiden kann mit der homöopathischen Hausapotheke geheilt werden. Ein Knochenbruch verlangt nach einem Gips, und gegen einen Blinddarmdurchbruch helfen keine Globuli der Welt. In extremen Fällen oder bei heftigen chronischen Problemen sollte man also lieber ärztlichen Rat suchen.
MedizinerInnen sollten auch konsultiert werden, wenn es um langfristige hochpotenzierte Homöopathie geht. Mittel mit niedriger bis mittlerer Potenzierung können hingegen ohne Bedenken in Selbsttherapie eingenommen werden. Werden die Globuli oder Tabletten an einem trockenen, kühlen, dunklen Ort aufbewahrt, sind sie jahrelang haltbar.
Homöopathische Hausapotheke selbst zusammenstellen: So geht’s
Die aufgelisteten Globuli gibt es in verschiedenen Potenzierungen. Bei Unsicherheit, welche davon die Beste ist, lohnt sich eine ausführliche Beratung in der Apotheke.
In der Regel gilt aber bei der Dosierung folgende Richtlinie: Bei akuten Beschwerden nimmt man 5 Globuli pro Stunde. Sind die Beschwerden chronisch oder verbessern sich, sollten es zwei- bis viermal täglich 5-7 Globuli sein. Folgende Substanzen gehören zur Basisausstattung der homöopathischen Hausapotheke.
Aconitum napellus
Akute Symptome wie hohes Fieber oder starke Schmerzen im Mittelohr- und Nebenhöhlenbereich sowie heftige Erkältungserscheinungen oder auch Lungenentzündung können durch Aconitum in kurzer Zeit gelindert werden. Am besten werden die Globuli eingenommen, sobald die Beschwerden beginnen.
Arnica
Nach Prellungen, stumpfen Verletzungen und Traumata hilft Arnica, die heftigen Schmerzen zu lindern. Aber auch Muskelkater und Erschöpfung nach hoher körperlicher Anstrengung wird durch die Globuli entgegengewirkt. Blutungen können gestoppt werden.
Belladonna
Die Tollkirsche wirkt wie auch Aconitum fiebersenkend. Vor allem bei grippalen Effekten, die sich in Fieber mit glasigen Augen, starker Schweißbildung und rotem Gesicht äußern, ist Belladonna sehr hilfreich. Die Globuli verschaffen zudem Erleichterung bei Erkältungen, Magen-Darm-Krämpfen, aber auch bei einem Sonnenbrand.
Cantharis
Der Wirkstoff der spanischen Fliege bietet schnelle Hilfe bei brennenden Schmerzen im Harnweg durch eine Blasen- oder Nierenbeckenentzündung sowie bei äußerlichen Verbrennungen bzw. Verbrühungen. Aber auch psychische Gereiztheit lässt mit Cantharis nach.
Chamomilla
Die sogenannte echte Kamille schafft Abhilfe bei akuten Zahn- und Ohrenschmerzen sowie bei Durchfall. Da diese Beschwerden oft bei Kleinkindern und Säuglingen auftreten, eignet sich Chamomilla auch sehr gut für die Kleinen.
Ferrum phosphoricum
Ein weiteres fiebersenkendes Mittel, das sich besonders für Jugendliche gut eignet, stellt Eisenphosphat dar. Es wirkt entzündungshemmend, was vor allem bei Halsschmerzen und Heiserkeit, Reizhusten und Atemwegsbeschwerden Linderung verschafft.
Hypericum
Johanniskraut wirkt ähnlich wie Arnica, indem es Schmerzen reduziert, die durch Nervenverletzungen oder heftige Stürze verursacht wurden. Wer sich also gelegentlich einen Finger einklemmt oder zum Stolpern neigt, freut sich sicher über Hypericum in der Hausapotheke.
Ledum
Insektenstiche und -bisse, Sportverletzungen, Rheuma oder Gicht: Wilder Rosmarin hilft bei so einigen Beschwerden. Gerade juckende, gerötete Mückenstiche und Co. sind störend und unangenehm, sodass es sich als sehr praktisch erweisen kann, diese Globuli im Haus zu haben.
Nux vomica
Magenbeschwerden wie Blähungen, Sodbrennen oder Übelkeit sowie Kreislaufprobleme, aber auch das Gefühl der Überlastung und psychischer Stress können durch die Brechnuss gemindert werden. Sogar bei einem Kater nach zu viel Alkohol hilft dieses Mittel.
Homöopathische Hausapotheke für Kinder und Babys
Nicht zuletzt in einem Haushalt mit kleinen Kindern ist es immer praktisch, für erste akute Symptome eine sanfte Behandlungsmethode zur Hand zu haben. Chamomilla und Belladonna zum Beispiel mindern gängige Probleme wie Zahn- und Bauchschmerzen oder Insektenstiche und Fieber.
Globuli können bedenkenlos schon Babys und Kleinkindern verabreicht werden. Empfehlenswert ist folgende Dosierung: im ersten Lebensjahr ein Drittel, bis zum 6. Lebensjahr etwa die Hälfte und bis zum 12. Lebensjahr zwei Drittel der Erwachsenendosis.
Eine homöopathische Hausapotheke mit den wichtigsten Mitteln kann bei vielen Alltagskrankheiten schnell helfen. Denn nicht immer hat man Zeit, Kraft oder Geduld, viel Zeit in einem Wartezimmer zu verbringen. Da Homöopathie ein sehr individueller Ansatz ist, kann sich der Gang in die Praxis oder Apotheke aber trotzdem lohnen: Hier erfährt man im Beratungsgespräch noch genauer, welche Globuli für den eigenen Bedarf am wichtigsten sind.
Autorenbeschreibung:
Die Stadtapotheke Sterzing in der gleichnamigen südtiroler Gemeinde wird seit bereits 15 Jahren mit viel Erfolg von Dr. Walter Mair geführt. Der Erfolg des Unternehmens wird bestimmt durch ein äußerst kompetentes Team, bestmögliches Service sowie das qualitativ hochwertige Sortiment an Produkten.