Schon lange hält sich der Mythos “Ein Kind ein Zahn”. Früher schien es tatsächlich so zu sein, dass schwangere Frauen verstärkt an Erkrankungen der Mundhöhle litten. Mittlerweile wissen aber sowohl Zahnärzte als auch Frauen, was es zu beachten gilt, um Zahnleiden in der Schwangerschaft zu vermeiden. Arzttermine.de hat sich informiert und das Wichtigste in diesem Beitrag für Sie zusammengefasst.
Schwangerschaft: Was passiert in meinem Mund?
Während der Schwangerschaft ändert sich die Hormonzusammensetzung im weiblichen Körper. Durch den Anstieg des Hormons Östrogen kommt es unter anderem auch zu einer Veränderung des Zahnfleischs und der Mundflora. Das Zahnfleisch wird stärker durchblutet, das Gewebe lockert sich auf und wird dadurch auch durchlässiger für die Giftstoffe von Kariesbakterien.
Dies kann zur sogenannten Schwangerschaftsgingivitis führen. Weiterhin kann es passieren, dass sich während der Schwangerschaft in der Mundhöhle geschwulstartige Zahnfleischwucherungen ausbilden, die meist schmerzunempfindlich sind, aber Blutungen des Zahnfleischs verstärken können. Durch den veränderten Hormonhaushalt können sich manche Bakterien besser in diesem veränderten Milieu vermehren, was zu vermehrter Plaque-Bildung führt.
Auch der Speichel ändert seine Zusammensetzung und wird etwas saurer, was ungünstig für den Zahnschmelz ist. Im schlimmsten Fall kann es auch zu einer Parodontitis kommen, wenn Plaque unter das Zahnfleisch gelangt und dort für Entzündungen sorgt. Wenn diese sich ausbreiten, kann es zu einer Entzündung des gesamten Zahnhalteapparats kommen, was letztendlich zum Zahnverlust führt.
Frühgeburten durch schlechte Zahngesundheit?
Erkrankungen des Zahnfleischs sind nicht nur mühsam und gefährlich für die Zähne, sondern auch für das ungeborene Kind. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass Parodontitis während der Schwangerschaft das Risiko für Frühgeburten erhöhen kann. Wissenschaftler um Marjorie Jeffcoat von der University of Pennsylvania haben den Zusammenhang zwischen der Zahnerkrankung und Frühgeburten in einer Langzeitstudie mit knapp 900 Schwangeren tatsächlich nachweisen können. Diese Erkenntnisse zeigen erneut, wie wichtig eine gute Mundhygiene und Prophylaxe sind.
Was können Sie tun?
Wenn Sie nun geschockt Ihr Zahnfleisch untersuchen, können wir Sie beruhigen. Wie so oft, gibt es auch hier eine Lösung des Problems. Es ist also wahr, die Schwangerschaft hat tatsächlich einen beträchtlichen Einfluss auf Zahnfleisch und Gesundheit. Schwangerschaftsgingivitis, Parodontitis und Zahnverlust sind allerdings nicht vorprogrammiert. Denn mit einigen einfachen Tipps kann das Risiko einer Erkrankung deutlich verringert werden. Das können Sie tun:
Die richtige Prophylaxe
Eine gründliche und stete Zahnpflege ist während der Schwangerschaft unerlässlich. Experten raten sogar dazu, sich einer professionellen Zahnreinigung zu unterziehen, wenn eine Schwangerschaft geplant ist oder spätestens zu Beginn der Schwangerschaft. Größere Behandlungen sollten jedoch, sofern es möglich ist, auf den Zeitpunkt nach der Geburt verschoben werden.
Die richtige Zahnpflege
Beim Zähneputzen sollten die Zähne immer mit fegenden Bewegungen vom Zahnfleisch zum Zahn gesäubert werden. Achten Sie dabei darauf, nicht zu fest aufzudrücken, sondern sanft kreisende Bewegungen durchzuführen. Zweimal am Tag ist das Minimum für gesunde Zähne. Ferner sollten Sie eine Zahnbürste mit weichen Borsten benutzen. Mindestens einmal am Tag sollten Sie Zahnseide oder kleine Zahnzwischenraumbürstchen verwenden. Weißmachende Zahnpasta, die die Zähne durch mikrofeine Partikel bleicht, sollte gemieden werden und stattdessen auf entzündungshemmende Zahnpasta zurückgegriffen werden.
Der richtige Zeitpunkt
Sollten Sie unter Schwangerschaftsübelkeit leiden und sich übergeben müssen, warten Sie mindestens eine Stunde, bis Sie sich die Zähne putzen. Die aggressive Magensäure greift die Zahnsubstanz an und lässt den Zahnschmelz kurzfristig erweichen, was durch die mechanische Bewegung des Putzens noch verstärkt würde. Der weiche Zahnschmelz würde somit direkt nach dem Erbrechen durch das Putzen abgeschrubbt werden. Innerhalb einer Stunde erhärtet dieser allerdings wieder und die Zähne können anschließend ohne Bedenken geputzt werden.
Machen Sie sich nun Sorgen um einen unangenehmen Geruch oder Geschmack im Mund, gibt es auch hier eine Alternative: Streichen Sie einfach Zahnpasta auf die Zähne und spülen Sie sie mit Wasser vorsichtig wieder ab.
Unser Tipp: Generell empfiehlt es sich nach jeder Mahlzeit (auch bei Getränken) mindestens 30 Minuten mit dem Putzen zu warten, um den Zahnschmelz nicht zusätzlich zu belasten.
Die richtige Ernährung
Generell ist es günstig, den Zuckerkonsum während der Schwangerschaft zu reduzieren, um der erhöhten Kariesgefahr entgegenzuwirken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Schwangeren ihren Fluoridbedarf durch Fluoridtabletten oder fluoridhaltiges Mineralwasser, fluoridiertes Speisesalz oder schwarzen Tee abzudecken. Nicht nur Ihre Zahngesundheit profitiert davon, auch für die Zahnanlagen des Fötus ist ausreichend Fluorid von Vorteil.